
Deutsche Bank plant Actavis-IPO nach Ratiopharm-Übernahme (Kreise)
FRANKFURT (awp international) – Actavis könnte Kreisen zufolge bei einer Übernahme von Ratiopharm innerhalb von fünf Jahren an die Börse gehen. Die Deutsche Bank , der grösste Gläubiger des isländischen Generikaherstellers, plane dies für den Fall, dass Actavis im Bieterkampf um den deutschen Branchenkollegen den Zuschlag erhält, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Montag von der Transaktion nahe stehenden Kreisen. Actavis hatte zuvor als letzter der drei Finalisten im Bieterwettbewerb um den Ulmer Generikahersteller Ratiopharm seine Übernahmestrategie vor rund 50 Ratiopharm-Managern präsentiert.
«Die Deutsche Bank garantiert im Falle der Übernahme durch Actavis ein fast schuldenfreies Unternehmen. Um dies zu erreichen soll ein Debt-to-Equity-Swap durchgeführt werden», sagte eine zweite mit der Präsentation vertraute Quelle. Durch den Tausch von Fremd- in Eigenkapital werde die Deutsche Bank einen Anteil an dem neuen Unternehmen übernehmen. Wie hoch dieser sein soll sei noch offen, erklärte ein dritter Insider. Sowohl die Deutsche Bank als auch Actavis und Ratiopharm lehnten einen Kommentar ab.
Ratiopharm will den Verkauf im ersten Quartal abschliessen. Eine Vorentscheidung könnte in der kommenden Woche fallen. Dann sollen mit Actavis, Pfizer und dem israelischen Generikahersteller Teva Pharmaceuticals die drei verbliebenen Bieter eine vollständig durchfinanzierte und endgültige Offerte für die Nummer zwei auf dem deutschen Generikamarkt abgeben. Die Deutsche Bank hatte Actavis vier Milliarden Euro geliehen, als die Firma 2007 vom Milliardär Björgolfur Thor Björgolfsson übernommen wurde.
Wie aus der Präsentation weiter hervorgehe, solle der Standort Ulm zum weltweiten Hauptquartier des neuen Unternehmens gemacht werden. Actavis wolle dazu am Firmensitz von Ratiopharm in Ulm die Produktionskapazitäten erweitern. Laut Präsentation soll der Markenname Actavis zugunsten der bekannteren Gesellschaft Ratiopharm aufgegeben werden. Es entstünden Synergieeffekte von um die 300 Millionen Euro, hiess es weiter. Alle drei Finalisten hätten Gebote von um die 3 Milliarden Euro abgegeben, wurden frühere Aussagen aus Kreisen bestätigt. Während Pfizer am 5. März in Ulm für sein Konzept geworben hatte, hatte Teva seine Strategie am 25. Februar vorgestellt.
Der älteste Sohn des Anfang 2009 verstorbenen Adolf Merckle, Ludwig Merckle, muss Ratiopharm verkaufen, um Bankschulden zu tilgen. Im Juni 2009 hatten die mehr als 30 Gläubigerbanken mit der VEM Vermögensverwaltung, die als Konzernobergesellschaft der Ratiopharm-Gruppe fungiert, das Stillhalteabkommen bis Ende 2010 verlängert. Merckle war in den vergangenen Monaten bei der Entschuldung seiner Unternehmensgruppe schneller vorangekommen, als es viele Experten für möglich gehalten hatten. Die Finanzverbindlichkeiten lagen zuletzt bei deutlich weniger als 3 Milliarden Euro. Vor allem mit der Verringerung seiner Beteiligung am Baustoffhersteller Heidelbergcement auf zuletzt 24,4 Prozent hat sich Ludwig Merckle grossen finanziellen Spielraum verschafft./ep/he