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Buddhistischer Friedenspreis für Hans Küng

Hans Küng: Der Schweizer Theologe erhält Preis für seine religions-übergreifenden Bemühungen. Keystone

Hans Küng erhält den mit rund 224'000 Franken dotierten Preis der buddhistischen Niwano-Friedensstiftung aus Japan.

Der Schweizer Theologe will das Geld in seine vor 10 Jahren gegründete Weltethos-Stiftung stecken.

Die Organisation ehrt den Tübinger Wissenschafter damit für sein Bemühen um ein religionsübergreifendes Weltethos. Küng habe sich leidenschaftlich für den Weltfrieden eingesetzt, heisst es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Weltethos-Stiftung, deren Gründer Küng ist.

Der Preis soll ihm am 11. Mai in Tokio überreicht werden. Rund 1000 Organisationen und bedeutende Intellektuelle waren um Nominierungen für den Preis gebeten worden. Zwölf Religionsführer aus aller Welt trafen die Entscheidung.

Küngs Erkenntnisse unverzichtbar

Die Erkenntnisse des katholischen Theologen seien unverzichtbar für Friedensprozesse in Krisenregionen wie dem Nahen Osten, Irak oder Sri Lanka, sagte der Osloer Bischof Gunnar Stalsett, der dem Preiskomitee angehört.

Küng kündigte an, das Preisgeld zum Grossteil in die Verstärkung der organisatorischen Strukturen seiner vor zehn Jahren gegründeten Weltethos-Stiftung zu stecken.

Seit 1990 beschäftigt er sich intensiv mit dem interreligiösen Dialog. 1993 entwarf er eine “Erklärung zum Weltethos” beim Parlament der Weltreligionen in Chicago.

Friedenspreis buddhistischen Ursprungs

Die Niwano-Friedensstiftung wurde 1978 von Nikkyo Niwano, dem Gründer der Buddhistischen Organisation Rissho Kosei-kai, ins Leben gerufen. Sie hat sich der Förderung von Kooperationen spiritueller Menschen über Konfessionsgrenzen hinweg verschrieben.

Zu den früheren Trägern des Niwano-Preises gehören unter anderem der brasilianische Erzbischof Dom Helder Camara, das jüdisch-arabische Friedensdorf Neve Shalom in Israel und der Muslimische Weltkongress.

Küng – ein unbequemer Theologe

Der Schweizer Hans Küng hat den Ruf eines unbequemen Theologen. Nach theologischen Differenzen Ende der 70er-Jahre hatte der Vatikan Küng in einem spektakulären Konflikt die Lehrerlaubnis entzogen.

Als Anfang dieses Februars der Papst einmal mehr krank und mit akuter Kehlkopfentzündung und Atemnot in eine Römer Klinik eingeliefert wurde, legte ihm der kritische Tübinger Theologe Küng während eines TV-Auftritts öffentlich den Rücktritt nahe.

swissinfo und Agenturen

Hans Küng, geboren 1928 in Sursee/Kanton Luzern, studierte an der Päpstlichen Universität in Rom Philosophie und Theologie, nahm als Experte am Zweiten Vatikanischen Konzil teil.

Der katholische Priester ist Professor emeritus für Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen und Präsident der Stiftung Weltethos.

Ihm wurde 1979 – wegen kritischer Äusserungen – vom Papst die kirchliche Lehrbefugnis entzogen.

Das Projekt Weltethos hat fünf grosse Gebote der Menschlichkeit heraus-gefiltert, die in allen grossen Weltreligionen gelten:
nicht töten (anderen Schaden zufügen)
nicht lügen (betrügen)
nicht stehlen (Rechte anderer verletzen)
nicht Sexualität missbrauchen
die Eltern achten (Bedürftigen und Schwachen helfen).

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