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Keine längeren Ladenöffnungszeiten in der Berner Innenstadt

Keystone-SDA

Nach einem Versuch werden die Ladenöffnungszeiten an Samstagen und vor Feiertagen in der Stadt Bern nicht verlängert. Das neue Regime habe sich nicht wie erhofft auf den Umsatz ausgewirkt, schreibt der Regierungsrat in einer Mitteilung vom Freitag.

(Keystone-SDA) Der Versuch wurde 2023 gestartet. Damit galten an Samstagen und vor Feiertagen Öffnungszeiten bis 18 Uhr statt wie vorher bis 17 Uhr. Der Abendverkauf am Donnerstag dauerte bis 21 Uhr anstatt wie ursprünglich bis 22 Uhr.

Gemäss dem am Freitag veröffentlichten Evaluationsbericht nutzten rund ein Viertel der Unternehmen die neuen Ladenöffnungszeiten. In der oberen Altstadt taten dies wesentlich mehr Geschäfte als in der unteren Altstadt.

Die Unternehmer beurteilten die verlängerten Öffnungszeiten zu je rund einem Drittel als positiv, neutral oder negativ. Anders die Beschäftigten: Sie beurteilten die längeren Öffnungszeiten zu über 80 Prozent negativ. Der verkürzte Abendverkauf wurde hingegen von Unternehmen und Mitarbeitenden grossmehrheitlich begrüsst.

Die Auswirkungen der verlängerten Öffnungszeiten auf den Umsatz beurteilten rund zwanzig Prozent der Unternehmen positiv, siebzig Prozent hingegen neutral.

Aufgrund dieser Ergebnisse verzichtet der Kanton auf die angepassten Ladenöffnungszeiten und damit auf eine Revision des Gesetzes über Handel und Gewerbe.

Bis Ende 2025 gelten noch die Zeiten des Versuchs, ab Anfang 2026 dann wieder die herkömmlichen Öffnungszeiten.

Irritation und Freude

Der Entscheid des Regierungsrates stösst bei der Berner Sektion des Handels- und Industrievereins und bei der Vereinigung BernCity auf Unverständnis, wie die beiden Wirtschaftsverbände in einer Mitteilung vom Freitag schreiben.

Der Entscheid des Kantons basiere «nicht auf einer nachvollziehbaren Datengrundlage» und sei ohne Diskurs mit den Projektpartnern gefällt worden.

Anders klingt es beim Gewerkschaftsbund des Kantons Bern. Er nimmt laut Mitteilung erfreut Kenntnis vom Entscheid des Regierungsrats. Mehr Wochenendarbeit auf Kosten der Beschäftigten sei keine Lösung, «sondern ein Rückschritt».

Der Versuch habe auch gezeigt, dass viele, gerade kleinere Unternehmen nicht von der Liberalisierung der Öffnungszeiten profitierten. Diese leisteten keinen Beitrag zur Lebendigkeit eines diversen Detailhandels. Eine Stärkung des Detailhandels könne nur über die Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen.

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