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Bessere Lebensbedingungen für Palästinenser

Eine Palästinenserin wartet mit ihrem Sohn an einem israelischen Checkpoint. Keystone

Die Bewohner von Gazastreifen und Westjordanland erwarten hauptsächlich eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, sagt Mario Carera.

Der Verantwortliche des Schweizer Kooperationsbüros in den palästinensischen Gebieten erklärte dies im Vorfeld des Besuchs von Micheline Calmy-Rey.

Die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey wird Anfang Februar zu einem Besuch in den palästinensischen Autonomiegebieten erwartet.

Dabei wird sie auch den dortigen Schweizer Vertreter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) treffen. Seit November 2004 ist dies Mario Carera.

swissinfo: Wie steht es um die Moral der palästinensischen Bevölkerung?

Mario Carera: Nach der Wahl des neuen palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und dem zaghaften Neubeginn des israelisch-palästinensischen Dialogs erhofft sich die grosse Mehrheit der Bevölkerung konkret bessere Lebensbedingungen.

Heute ist im Westjordanland ein Drittel ohne Arbeit, im Gazastreifen ist es gar die Hälfte der Menschen. Daher sind die Palästinenser stark abhängig von der internationalen Hilfe.

swissinfo: Was tun die Palästinenser, um zu überleben?

M.C.: Die internationale Hilfe (ungefähr 1 Mrd. Dollar jährlich) entspricht zwischen 30 und 40% des Brutto-Inlandprodukts (BIP) Palästinas. Sie deckt den Grossteil des palästinensischen Budgets für Bildung, Gesundheit und Infrastruktur.

Daneben ist die gegenseitige Hilfe enorm, sei dies zwischen Familien oder Regionen. Im Agrarbereich, im Handwerk und in den kleinen und mittleren Betrieben erlaubt diese Solidarität den Bestand der lokalen Märkte.

Eine der Konsequenzen der israelischen Besetzung im Westjordanland ist die Fragmentierung, was die Bewegungsfreiheit extrem einschränkt. Unter dem Einfluss dieser mehr oder weniger hermetischen Abriegelung hat sich eine lokale Ökonomie entwickelt, die auf diese gegenseitige Hilfe aufbaut.

swissinfo: Während der zweiten Intifada beschränkte sich die Unterstützung der DEZA teilweise auf die Finanzierung der UNO-Aktivitäten in der Region. Hat die Direkthilfe der Schweiz wieder zugenommen?

M.C.: Was die humanitäre Hilfe betrifft, die seit 2000 zugenommen hat, hat die Schweiz die Zusammenarbeit mit den palästinensischen Partnern jederzeit aufrecht erhalten. In diesem Bereich arbeiten wir oft zusammen mit den nordischen Ländern (Norwegen, Schweden, Niederlande und Dänemark).

Wir betreiben auch ein wichtiges Programm, das tausende ehemalige palästinensische Gefangene wieder in die Gesellschaft integriert.

In Gaza führen wir ein Programm zur Stärkung der mentalen Gesundheit der tausenden Familien, die direkt von der humanitären oder militärischen Situation betroffen sind.

In Ramallah unterstützen wir zusammen mit Norwegen und den Niederlanden eine Kommission für Menschenrechte. Diese ermöglicht den Bürgerinnen und Bürgern, ihre administrativen und politischen Rechte gegenüber der Autonomiebehörde zu verteidigen.

swissinfo: Das von der Schweiz unterstützte Statistikbüro wurde während der zweiten Intifada getroffen. Was wurde aus dem Projekt?

M.C.: Wir unterstützen das Büro weiterhin, zusammen mit den Nordländern. Das Büro spielt eine wichtige Rolle in der zahlenmässigen Analyse der palästinensischen Gesellschaft. Sie bildet die Handlungsbasis für die Regierung.

Diese Organisation ist daher sehr wichtig für die Autonomiebehörde, aber auch für die Geberländer.

swissinfo: Inwiefern hilft die DEZA der palästinensischen Wirtschaft?

M.C.: Wir arbeiten mit dem palästinensischen Arbeitsministerium zusammen in Sachen Berufsbildung.

In Palästina ist die universitäre Ausbildung auf einem relativ hohen Niveau, wie auch die allgemeine Schulbildung. Und das trotz der diversen Unterbrüche des Schul- und Universitätsbetriebs wegen des Konflikts mit Israel.

Im krassen Gegensatz dazu sind die beruflichen Möglichkeiten sehr limitiert. Unser Programm setzt daher auf die Etablierung eines Berufsbildungs-Systems.

Ich erinnere daran, dass die Hälfte der Bevölkerung unter 20 ist. Es ist daher enorm wichtig, Jugendlichen ohne Uni-Abschluss eine technische oder handwerkliche Ausbildung zu ermöglichen.

swissinfo: Werden die Aktionen der DEZA mit anderen Geberländern koordiniert?

M.C.: Die Koordinierung der Hilfe ist eine unserer Prioritäten. Es sind viele Akteure vor Ort, sei es aus der EU, den USA oder der UNO. Wir sind in einigen Koordinationsgruppen dabei, was uns erlaubt, Programme über mehrere Jahre durchzuführen.

Geplant ist weiter ein zentrales Sekretariat für die lokalen Nichtregierungs-Organisationen (NGO). Damit gäbe es nur noch eine Anlaufstelle, die Kosten könnten reduziert und die Effizienz unserer Unterstützung für die NGO gesteigert werden.

swissinfo, Frédéric Burnand, Genf
(Übertragen aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

Im Gazastreifen und im Westjordanland leben 3,6 Millionen Menschen.
Diese Gebiete sind mit 5879 km2 sechsmal kleiner als die Schweiz.
Das Brutto-Inlandprodukt belief sich 2003 auf 3,1 Mrd. Dollar.

2004 hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) 21,4 Mio. Fr. in Palästina eingesetzt, davon 10,7 Mio. für humanitäre Hilfe.

Das DEZA-Büro in Jerusalem beschäftigt acht Personen, darunter fünf Palästinenser.

Seit November 2004 wird es von Mario Carera geleitet, ehemaliger Berater von Verkehrsminister Moritz Leuenberger.

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