
Schmolz+Bickenbach besorgt sich neues Geld (Zus.)
Bern (awp/sda) – Der unter Finanzierungsdruck stehende Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach besorgt sich neues Geld. Banken haben Kredite neu zugesichert. Überdies führt der verschuldete Konzern eine Kapitalerhöhung durch, weil eine deutsche Staatsbürgschaft auf sich warten lässt. Dies brachte die Aktie zum Absturz.
«Wir haben dafür zu sorgen, dass wir wieder in stabile Fahrwasser kommen, indem die Finanzierung abgeschlossen wird», sagte Finanzchef Axel Euchner am Freitag vor den Medien in Zürich. Denn monatelang konnte das Unternehmen die Neustrukturierung der Finanzierung mit einem Volumen von 1,37 Mrd EUR nicht abschliessen.
Zwar hatte Schmolz+Bickenbach im Rahmen eines Konjunkturpakets staatliche Bürgschaften aus Deutschland erhalten. Weil aber zwei Konkurrenten bei der EU Einsprache einlegten, ist die Angelegenheit immer noch in der Schwebe.
Ohne grünes Licht aus Brüssel würde es eng: «Sofern es trotz der bestehenden Kreditzusage nicht zum Abschluss der neuen Kreditverträge kommen würde, wäre die Fortführung der Unternehmenstätigkeit des Schmolz+Bickenbach-Konzerns gefährdet», hatte das Unternehmen im Halbjahresbericht gewarnt.
«Am Ende wird die Bürgschaft kommen», sagte Euchner. Denn noch nie habe eine Bürgschaftszusage zurückgenommen werden müssen. Aber keiner in den Ministerien könne sagen, ob dies in fünf Tagen, fünf Wochen oder fünf Monaten der Fall sein werde.
S+B hänge am Einspruch bei der EU fest, sagte Euchner: «Das ist nicht in unserer Hand. Da sind wir ein bisschen zum Spielball der Politik geworden.»
Die Hängepartie brachte S+B unter Druck, weil der Stahlkonzern sich keine Fragezeichen über seine finanzielle Stabilität in den Verhandlungen mit Lieferanten und Grosskunden leisten kann. «Wir müssen als solventer Partner auftreten können», sagte Euchner. Gerade eben hätten die Verhandlungen mit den grossen Autoherstellern begonnen.
Nun wartet S+B nicht mehr länger und besorgt sich das Geld anderswo: Eine Kapitalerhöhung soll 220 Mio EUR einbringen. Die Summe ist praktisch gleich hoch wie die ausstehende Bürgschaft aus Deutschland. Damit solle ein Teil der Schulden zurückbezahlt werden, hiess es. Ausserdem habe man mit einem Bankenkonsortium unter Führung der Credit Suisse Kredite in Höhe von 825 Mio EUR neu ausgehandelt.
Diese ergänzten die bestehenden Finanzierungszusagen über 342 Mio EUR, teilte das Unternehmen weiter mit. Damit sei die Finanzierung des Konzerns bis Ende 2012 gesichert.
Die Details zur Kapitalerhöhung wie etwa Bezugspreis, Bezugsrechtsrechtsverhältnis und Zahl der neuen Aktien sollen am 27. Oktober bekannt gegeben werden. Tags darauf findet eine ausserordentliche Generalversammlung statt, an der die Aktionäre die Kapitalerhöhung gutheissen müssen.
Die Aussicht auf eine deutliche Verwässerung ihrer Anteile durch die Kapitalerhöhung erschreckte die Investoren. Die Hauptaktionärin Schmolz+Bickenbach KG (70%) mache bei der Kapitalerhöhung kaum mit, kritisierte ein Analyst. Dadurch sei das Vertrauen der Anleger ziemlich beschädigt.
An der Schweizer Börse gehörten die Titel am Freitag zu den grössten Verlierern: Bis gegen 15.40 Uhr sackte der Kurs um 14,4% auf 24,60 CHF ab.
uh