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Schwieriger Neustart

Sabine Rüegsegger und Martin Amacher vor ihrem Hof in Sangernboden. Judith Fasel

Vor über sieben Jahren wanderten zwei Familien gemeinsam vom Emmental nach Frankreich aus. Doch die Familie Amacher Rüegsegger brach im Herbst 1998 das Wagnis ab.

Mit den Verwandten Rüegsegger Megert zogen sie im Juli 1994 ins Bordeaux-Gebiet. Dort übernahm die Familie Amacher Rüegsegger einen 80 Hektar grossen Betrieb mit 110 Tieren. Sabine Rüegsegger empfand vor allem die ersten drei Monate als hart. Mehrmals tauchte bei ihr der Gedanke auf, wieder in die Schweiz zurückzukehren.

Ausschlaggeben für die Rückkehr in der Schweiz – und somit nochmals einen Neustart – waren schliesslich die unterschiedlichen Auffassungen über die Führung des Betriebes.

Nach vier Jahren kehrte die Familie Amacher Rüegsegger Frankreich den Rücken und reiste in die Schweiz zurück.

Leben als Ausländerin

Für Sabine Rüegsegger und Martin Amacher Rüegsegger waren aber die Erfahrungen in Frankreich nicht nur negativ. Sie hätten nicht nur viel über das Bauern und die Viehzucht gelernt, sondern auch viel darüber, was aus eigener Kraft zu bewältigen sei.

Eine besondere Erfahrung sei das Leben als Ausländerin gewesen, meinte Sabine Rüegsegger. Seither stelle sie sich manchmal vor, wie es denn erst Menschen zu Mute sein müsse, die ihr Hab und Gut beim Verlassen der Heimat nicht mitnehmen konnten.

Sowohl Sabine Rüegsegger wie auch ihr Mann fanden das Zurückkommen in die Schweiz schwierig. Vorerst arbeitete Martin Amacher als landwirtschaftlicher Angestellter. Als erfahrener selbständiger Bauer ertrug er diese Arbeit jedoch nicht. So übernahm seine Frau die Lohnarbeit, er arbeitete während eineinhalb Jahren als Hausmann.

Nebenerwerb unumgänglich

Nach einem Zwischenhalt im Berner Oberland lebt die Familie nun bei Sangernboden – zwischen Guggisberg und dem Gantrisch. Acht Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, Wald und eine Sommerweide gehören zum Betrieb.

Zum Überleben reicht das nicht ganz. Sabine Rüegsegger arbeitet zusätzlich als Betreuerin in einem Behindertenheim. Dennoch: Hier auf über tausend Metern über Meer haben das Ehepaar Amacher mit ihren drei Kindern – Samuel, Lukas und Rosanna – eine neue Existenz gefunden. Die Rückkehr war ein guter Entscheid, meint denn auch Martin Amacher.

Judith Fasel

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