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Stimme der Nation: Herbert Grönemeyer wird 60

(Keystone-SDA) Sein Erfolg kam spät, aber mit voller Wucht. Herbert Grönemeyer gilt vielen als der Sänger, der den Deutschen aus der Seele spricht. Am (heutigen) Dienstag wird der Künstler 60 Jahre alt.

Autosammler, Fussballfan, Unternehmer, Schauspieler und vor allem: die Stimme der Nation. Kaum ein Sänger berührt die Deutschen so sehr wie Herbert Grönemeyer. Seit mehr als 30 Jahren landet jedes seiner deutschsprachigen Studioalben auf Platz eins der Charts.

Dabei wollte Grönemeyer, der am (heutigen) Dienstag seinen 60. Geburtstag feiert, gar nicht Sänger werden, wie er mal in einem dpa-Interview verriet: «Ich dachte, vielleicht werde ich Fussballer oder Gebrauchtwagenhändler». Doch bekanntermassen kam es anders.

Am 12. April 1956 wird Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer als jüngster von drei Brüdern geboren. Er wächst in Bochum auf. Nach der Matur wird er musikalischer Leiter am dortigen Schauspielhaus unter Intendant Peter Zadek. In den nächsten Jahren steht er auch in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Köln als Darsteller auf der Bühne.

Bei gemeinsamen Dreharbeiten lernt er die Schauspielerin Anna Henkel – seine grosse Liebe und Mutter seiner Kinder – kennen. 1981 wird ein Millionenpublikum auf ihn aufmerksam, als er in Wolfgang Petersens Kinoepos «Das Boot» den Leutnant Werner gibt.

Der Erfolg kam erst nach vier Alben

Parallel versucht sich Grönemeyer als Sänger, allerdings ohne Erfolg. Er bringt vier Alben heraus, die allesamt floppen – in der heutigen Zeit des massiven Erfolgsdrucks nahezu undenkbar. Auch sein Label rät ihm aufzuhören.

Doch dann kommt «4630 Bochum». Die Platte mit Hits wie «Männer», «Flugzeuge im Bauch» oder der Lokal-Hymne «Bochum» – die bis heute bei den Fussball-Heimspielen des VfL ertönt – wird 1984 in Deutschland das erfolgreichste Album des Jahres. Neben Peter Maffay, Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen zählt er in den Folgejahren zu den grossen Stars des deutschen Rock.

Drei Jahrzehnte nach «Bochum» hören sich Grönemeyers Stücke komplexer und vielschichtiger an. «Der Spass und der Sport dahinter ist, sich weiterzuentwickeln. Ob es besser wird, ist eine andere Frage», sagte er anlässlich seines letzten Werks «Dauernd Jetzt» (2014).

Schicksalsschläge

Immer wieder setzt sich der Künstler mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. In der aktuellen Flüchtlingskrise macht er sich für die Helfer und gegen Fremdenfeindlichkeit stark. Beim G8-Gipfel 2007 erhebt er gemeinsam mit U2-Sänger Bono die Stimme gegen Armut. Grönemeyer sei «lebensfroh, wütend, glücklich, traurig, entschlossen, charmant – und sehr lustig», sagt Bono im ARD-Porträt «Deutschland, Deine Künstler» über seinen Kumpel aus Deutschland.

So facettenreich wie diese Charakterisierung kommt auch Grönemeyers Musik daher. Sie erzählt von Euphorie und Glück, aber auch von Melancholie und Trauer. Einen doppelten Schicksalsschlag erlebt der Sänger 1998, als innerhalb weniger Tage erst der Bruder und dann seine Frau Anna an Krebs sterben.

Grönemeyer zieht sich zurück. Er verarbeitet seine Trauer auf dem Erfolgswerk «Mensch», laut Bundesverband Musikindustrie mit mehr als drei Millionen verkauften Einheiten das erfolgreichste Album in Deutschland – zumindest seit 1975, seitdem der Verband die Zahlen erhebt.

Mit der tieftraurigen Ballade «Der Weg» rührt er ein Millionenpublikum. Doch so sehr er sich in seinen Liedern öffnet, sein Privatleben hält der Künstler möglichst privat. Weitgehend unbehelligt wohnt er in den Folgejahren mit Sohn Felix und Tochter Marie in London. Inzwischen hat er wieder einen Wohnsitz in Berlin.

In der Hauptstadt sitzt auch sein Plattenlabel «Grönland Records», bei dem etwa Sänger Philipp Poisel oder das Schweizer Frauen-Duo Boy unter Vertrag stehen.

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