

Unsere Leseempfehlung
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Unser Korrespondent in Wien rief mich an. Am Burgtheater sei eine Schweizerin aufgetaucht, die habe Wien verzückt, unglaublich gut sei sie. Deleila Piasko. Ich hatte den Namen noch nie gehört. Er schlug vor, ein Portrait zu schreiben.
Tatsächlich ist der Aufstieg dieser jungen Zürcherin ganz eindrücklich. Lesen Sie selbst, und merken Sie sich diesen Namen.
Zum 7. Dezember ein weiteres Tor in unserem Adventskalender: Solothurner Torte. Noch etwas, was ich nicht kannte.
Herzlicher Gruss aus Bern

Die rasante Karriere der Deleila Piasko
«Ich fühle mich wie Alice im Wunderland», sagt Deleila Piasko (28). Sie gehört seit Herbst zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Das ist für Theaterschauspieler der Ritterschlag. Begegnung mit der Schweizerin, die oben angekommen ist.
Von Werner Bartl, Wien
Berufung: Schauspielerin.
Selbsteinschätzung: «extrem neugierig».
Status: Aufstrebend.
Das Theater Bern hat sie 2017 verlassen, weil Dresden mit einem Vertrag für zwei Spielsaisons lockte – und mit einer Titelrolle der Ophelia in Hamlet. Natürlich, sagt Deleila Piasko, habe damals auch der Status des Theaters eine Rolle gespielt. Aber es ging ihr weniger um strategische Karriereplanung, mehr um die Freude am Spielen selbst.
Dann, 2019, lud sie der Direktor des Burgtheaters zum Vorsprechen nach Wien ein. Sie wählte ein Stück der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. «Ich finde die Art und Weise, wie Jelinek schreibt, wahnsinnig clever. Ihre Wortgewandtheit ist raffiniert, sie lässt in mir Phantasien entstehen.»
Als ihr das Burgtheater danach anbot, ab Herbst 2019 als festes Ensemblemitglied nach Wien zu wechseln, musste sie nicht lange überlegen.
Piasko wuchs in Zürich als Tochter einer Tänzerin und eines Bankers auf. Von der väterlichen Seite hat sie die Liebe zur Mathematik und klaren Strukturen. Sie entspannt sich beim Lösen von Logikrätseln wie Sudoku.
Von der Mutter hat sie die kreative Leidenschaft. Schon als Kind verkleidete sie sich gerne und tanzte mit ihren beiden jüngeren Geschwistern als Nebendarsteller.
Ein logischer Schritt ist das Kinder- und Jugendtheater Metzenthin in Zürich, wo sie die Theaterschule besucht. In der Schweizer Filmkomödie «Cannabis – Probieren geht über Regieren» schnuppert sie als 15-Jährige erste Filmluft. Zwei Jahre später steht sie für «Boys for us» als Laura vor der Kamera.
Nach der Matura will sie – inspiriert durch einen Freund – ein theologisches oder philosophisches Studium beginnen. Auch ein längerer Aufenthalt in einem Kibbuz in Israel ist geplant. Die jüdischen Wurzeln ihrer Familie spielen bei diesem Wunsch eine zentrale Rolle.
Entscheid für das Theater
Doch die Liebe zum Theater setzt sich durch. Eine gute Freundin überredet sie, die Ernst Busch Hochschule für Schauspielkunst in Berlin zu besuchen. Sie wird an der renommierten Ausbildungsstätte aufgenommen. Das ist 2011. Zwei Jahre später steht sie in einem Shakespeare-Stück auf einer Berliner Bühne.
Nach der vierjährigen Ausbildung kommt 2016 ein Angebot, als fixes Ensemblemitglied im Konzert Theater Bern zu spielen. Die Hauptrolle in «Anne Frank» ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Kritiker loben die Bühnenpräsenz und die Eindringlichkeit der Darstellung des deutsch-jüdischen Mädchens, das in seinem Versteck in Amsterdam am Ende doch noch den Nazischergen in die Hände fällt. «Man geht sehr ehrfürchtig an dieses Stück heran. Ich glaube, das hätte ich auch getan, wenn ich nicht Jüdin wäre», sagt die Schauspielerin.
In Wien debütiert sie nun mit «Die Vögel». Das Stück ist gewagt – ein gesellschaftspolitischer Diskurs, der in vier Sprachen aufgeführt wird. Deleila Piasko spielt die arabisch-stämmige Studentin Wahida, die sich in einen jüdischen Genetiker verliebt. Auf der Bühne spricht sie amerikanisches Englisch.
Die Kritiken für die Familiensaga sind durchgehend positiv, und bei der Premiere gibt es stehende Ovationen.
Das ist keine Selbstverständlichkeit in Wien.
Die deutschsprachige Theaterfamilie weiss um den Stellenwert und die speziellen Erwartungen des Publikums in Wien. Das ist auch Piasko bewusst: «Vom Ranking her ist Wien die beste oder eine der besten Adressen im deutschsprachigen Raum. Das Burgtheater ist sehr verwoben mit den Wienern. Mich fasziniert das, und das ist auch neu für mich.»
Wien. Das ist die Stadt, die im Expat-Ranking 2019 zur drittunfreundlichsten Metropole der Welt gewählt wurde. Daran sind vor allem die grantigen, mürrischen Wiener schuld.
«Dann sollen sie halt grantig sein», sagt Piasko. Ihr fröhliches Wesen ist ansteckend – und das überrascht viele, da die zierliche Schweizerin auf der Bühne vor allem auf dramatische Rollen abonniert ist.
Aktuell spielt sie auch in TV-Krimis, etwa in der ARD-Kriminalfilmreihe Wolfsland oder im Zürich-Krimi in «Borchert und der Sündenfall». Für sie sind Theater- und Filmkarriere keineswegs unvereinbar. «Ich kann mich für beide Welten begeistern», sagt sie. Es ist auch eine willkommene Abwechslung: «Ich merke, dass ich mehr Lust auf Komödie habe, wenn ich gerade in einem schwereren Stück spielte.»
Die ersten Monate
Bei ihren vielen Terminen ist es für sie schwierig, neben den neuen Kollegen auch andere Österreicher kennenzulernen. Auch andere Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer hat sie in den ersten drei Monaten in Wien noch nicht getroffen. «Ich bin nicht so richtig schweizerisch», lacht sie, «eher chaotisch und unpünktlich».
Wie aufs Stichwort entdeckt sie, dass sie gerade zu spät zu ihrem Maskentermin kommt. «Ich habe mich verplaudert», entschuldigt sie sich am Handy und eilt durch das Burgtheater davon.
🎄 ADVENTSKALENDER 🎄
Hier stellen wir Ihnen im Advent jeden Tag eine kulinarische Spezialität aus einem anderen Kanton vor. Ein Stück Heimat – egal, wo Sie gerade sind. 7. Dezember: Solothurner Torte 🍰
Das Rezept der Solothurner Torte wurde vor über 100 Jahren von Albert Studer erfunden.
Studers Nachfolger Werner Suter liess im Jahr 1928 den Kuchen und das Originalrezept als „Echter Solothurnerkuchen» unter Markenschutz stellen.
Noch heute kann man die Original Solothurner Torte in der Confiserie Suteria in Solothurn erwerben. Die Spezialität ist eine runde Torte aus Haselnussbiskuit, Japonais und Buttercrème.
Der Rand ist mit gerösteten, gehobelten Piemonteser Haselnüssen bestreut. Dominant ist der Nussgeschmack.
Hier das Rezept:
Zutaten:
Meringuage: 3 Eiweiss; 100g Zucker; 1 Esslöffel Maizena;
Biskuit: 3 Eigelb; 1 Esslöffel Wasser; 100g Zucker; 1 Prise Salz; 50g Haselnüsse gerieben; 3-4 Eier; 50g Mehl; 50g Maizena
Buttercrème: 50g Haselnüsse; 150g Butter; 120g Puderzucker
Zubereitung:
Meringuage: Eiweiss in einer Schüssel steif schlagen, Zucker beigeben und nochmals steif schlagen. Danach sorgfältig Maizena daruntermischen.
Ofenblech mit Backpapier belegen und zwei Kreise von ca. 22cm Ø aufzeichnen. Die Masse in einen Dressiersack füllen und spiralförmig auf die beiden Kreise auftragen.
Bei 190°C 10 Minuten hellbeige backen. Erst nach dem Abkühlen vom Papier nehmen.
Biskuit: Eigelb, Wasser und Zucker schaumig rühren. Salz und Haselnüsse beigeben und vermischen. 3 bis 4 Eier zu Schnee schlagen.
Maizena und Mehl vermischen und lagenweise mit dem Eierschnee aufschichten, sorgfältig mischen. In gefettete, bemehlte Form füllen und 30 Minuten bei 180°C goldbraun backen.
Buttercrème: Haselnüsse leicht rösten, auskühlen lassen und fein reiben. Butter schaumig rühren, Puderzucker und ein Teil der Haselnüsse beigeben und glattrühren.
Fertigstellung: Meringuage-Boden mit der Hälfte der Buttercrème bestreichen, das Haselnussbiskuit darauflegen, mit der restlichen Buttercrème bestreichen und den zweiten Meringuage-Boden darüberlegen.
Den Tortenrand mit wenig Buttercrème bestreichen und mit gerösteten, geriebenen Haselnüssen bestreuen.
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