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Thailand und Kambodscha: Auslandschweizer flüchtet vor Konflikt

Leute auf der Flucht vor den Konflikten zwischen Thailand und Kambodscha.
Auslandschweizer Charly Hofmann musste zusammen mit seiner Frau und ihrer Familie am Freitag Hals über Kopf flüchten. zVg

Ein historischer Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha ist erneut eskaliert. Zehntausende Menschen mussten sich in Sicherheit bringen, darunter auch der im Grenzgebiet lebende Auslandschweizer Charly Hofmann.

Als am Donnerstag die Kampfhandlungen zwischen Thailand und Kambodscha aufflammten, zeigte sich Charly Hofmann auf den Sozialen Medien noch zuversichtlich. Am Freitagmorgen versuchte Swissinfo den 71-Jährigen für ein Interview zu kontaktieren. «Wir sind auf Evakuierungs-Trip. Fahren nach San Kaeo. Bin der Driver. Kann nicht sprechen», schrieb er zurück.

Schon um die Mittagszeit (CH-Zeit) konnte er in der 80 Kilometer entfernten thailändischen Stadt telefonisch erreicht werden. Er und seine Familie seien in Sicherheit. «Wir sind in einer Turnhalle untergebracht», sagt Hofmann.

Thailand und Kambodscha haben sich am 28. Juli auf eine sofortige Waffenruhe geeinigt.

Auslandschweizer Hofmann kehrte schon tagszuvor zurück in sein Zuhause. «Die Turnhalle war zwar gross und gut ausgestattet, aber es gab keine Matratzen, nur ein paar Reismatten, die schmerzende Knochen verursachten», schrieb er auf den Sozialen Medien.

Das Konfliktgebiet liege eigentlich weit weg von seinem Zuhause, plötzlich sei aber nur 17 Kilometer von seinem Wohnort entfernt geschossen worden. «Deshalb haben die Dorfvorsteher gesagt, wir müssen evakuieren», so der Auslandschweizer.

Mit zwei Pick-Ups, beladen mit mehreren Personen, Lebensmitteln, Kleidern und sogar einem Motorrad, ist Hofmann Hals über Kopf geflüchtet. «Am Morgen habe ich noch gemütlich eine Runde Nordic-Walking gemacht, jetzt haben wir unser Haus mit 60 Kühen und ein 25 Fussballfelder grosses Grundstück mit Reisfeldern zurückgelassen.»

Auslandschweizer Charly Hofmann auf seinem Traktor in Thailand
Hofmann lebt in Thailand nur zehn Kilometer von der Grenze zu Kambodscha entfernt. Hier auf seinem Traktor im Jahr 2016. zVg

Keine Reisedestination für Schweizer Reisenden

Der schon lange schwelende Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha ist erneut eskaliert. Beide Seiten berichten von Schusswechseln und Toten, zehntausende Menschen sind bisher geflüchtet. Grenzübergänge sind geschlossen, Botschafter wurden abgezogen und Menschen evakuiert.

Das Kampfgebiet liege fernab der bekannten Touristenpfade, berichtet unter anderen SRFExterner Link. Nur selten würden sich Thailand-Reisende in die etwa 400 Kilometer westlich von Bangkok gelegene Provinz Surin verirren. Auch der angrenzende Nordwesten Kambodschas ist kein klassisches Reiseziel.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gibt an, dass laut Travel Admin App zurzeit ungefähr 40 Schweizer Reisende in ganz Kambodscha unterwegs sind. In Thailand sind es 670 Personen.

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Das EDA gibt keine Auskunft darüber, wie viele Schweizerinnen und Schweizer im betroffenen Grenzgebiet leben. Charly Hofmann hat keine Kenntnis von anderen Auslandschweizerinnen oder Auslandschweizern, die auf der Flucht vor den Konflikten sind. «Ich bin hier in der Region praktisch der einzige Ausländer», sagt der gebürtige Zürcher, der seit 2011 in Thailand lebt.

Das EDA verfolgt die Lage im Zusammenhang mit den Spannungen zwischen Kambodscha und Thailand aufmerksam. Die ReisehinweiseExterner Link werden laufend aktualisiert. Aktuell wird von Reisen in das Grenzgebiet abgeraten.

«In ein paar Tagen können wir hoffentlich wieder nach Hause»

Im Zentrum des Konflikts steht ein seit Jahrzehnten umstrittenes Grenzgebiet rund um alte Tempelanlagen. Der Streit wurzelt in der Kolonialzeit – und es ist seither immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen. Hofmann selbst hat so etwas in den letzten 14 Jahren nie erlebt. «Für meine Frau, die hier aufgewachsen ist, ist es aber nicht das erste Mal», sagt er.

Hofmann rechnet damit, dass er in ein paar Tagen wieder in sein Zuhause, zehn Kilometer von der kambodschanischen Grenze entfernt, zurückkehren kann. «Jetzt übernachte ich mal hier in dieser Turnhalle. Ich bin nämlich neugierig, wie das nun zu und her geht», sagt er.

Für Hofmann kommt eine Rückkehr in die Schweiz nicht in Frage. Falls der Konflikt noch länger andauern sollte, werde er Ferien in Pattaya oder Koh Samui machen, bis sich die Lage wieder beruhige.

Hofmann war in den letzten Tagen nicht mit der Schweizer Vertretung in Bangkok in Kontakt. «Die lokalen Behörden wissen aber, dass ich mit meiner Frau und ihrer Familie geflüchtet bin.» Hofmann handelt damit nach den Empfehlungen des EDA.

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Das Aussendepartement bittet Schweizer Staatsangehörige vor Ort, den Anweisungen der lokalen Behörden Folge zu leisten und sich über die Medien oder Reisebüros über die aktuelle Lage zu informieren. «In Notfällen können sie sich jederzeit an die Schweizer Vertretung in Bangkok oder an die Helpline EDA wenden», schreibt das EDA auf Anfrage.

Editiert von Giannis Mavris.

Rund 490 Personen sind in Kambodscha im Auslandschweizerregister eingetragen. In diesen Zahlen sind laut EDA auch Familienmitglieder enthalten, die nicht die Schweizer Staatsangehörigkeit besitzen.

Das gleiche gilt für Thailand, wo rund 13’430 Personen im Auslandschweizerregister eingetragen sind.

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Der Artikel wurde erstmals am 25. Juli 2025 publiziert.

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