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Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Laut der ersten SRG-Umfrage vor den nationalen Abstimmungen vom 30. November wird die Erbschaftssteuer-Initiative deutlich abgelehnt, während die Meinungen zur Service-citoyen-Initiative auseinandergehen.

Im heutigen Briefing reden wir zudem über die Verurteilung eines jungen Schweizers in Australien und den Mangel an geeigneten Wohnungen für eine alternde Bevölkerung. Ausserdem lernen wir eine Person mit einem besonderen Beruf kennen: einen offiziellen Pilzkontrolleur.

Gute Lektüre!

Mitglieder des Zivilschutzes errichten am Mittwoch, 9. Juni 2021, Zäune ausserhalb des Parc La Grange in Eaux-Vives in Genf, Schweiz.
Derzeit müssen in der Schweiz nur Männer einer Dienstpflicht in der Armee, im Zivildienst oder im Zivilschutz nachkommen. Keystone / Martial Trezzini

Die erste SRG-Umfrage im Vorfeld der eidgenössischen Abstimmungen vom 30. November zeigt eine deutliche Ablehnung gegenüber der Erbschaftssteuer-Initiative der Jungsozialist:innen. Bei der Bürgerdienstpflicht halten sich Ja- und Nein-Seite praktisch die Waage.

Die Initiative «Für eine engagierte Schweiz» will die Wehrpflicht für Männer auf eine allgemeine Dienstpflicht für alle Schweizer Stastsbürger:innen ausweiten. Somit müssten auch Frauen einen Dienst für die Allgemeinheit und die Umwelt leisten. Der Dienst könnte in der Armee, im Zivilschutz oder in anderen Bereichen absolviert werden. 

Laut der SRG-Umfrage hätten 48 Prozent der Teilnehmenden für die Vorlage gestimmt, 46 Prozent dagegen. 6 Prozent sind unentschieden. Zwar sind die Chancen für die Initiative noch intakt, aber gut sieht es nicht aus. Volksinitiativen neigen im Laufe des Abstimmungskampfs dazu, an Zustimmung zu verlieren.

Die «Initiative für eine Zukunft» der Jungsozialist:innen steuert ihrerseits eindeutig auf eine Niederlage an der Urne zu. Hier sind 49 Prozent der Befragten klar dagegen und weitere 13 Prozent eher dagegen. Nur 38 Prozent sind dafür.

Die Erbschaftssteuer-Initiative will eine Steuer von 50 Prozent für Vermögen über 50 Millionen Franken einführen, die an Nachkommen vererbt oder verschenkt werden. Die dadurch eingenommenen Gelder sollen zur Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt werden.

Ältere Menschen vor einem Haus
Die alternde Bevölkerung wird immer grössere Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben. Keystone / Petra Orosz

Bis 2040 wird die Schweizer Bevölkerung im Pensionsalter um mehr als ein Drittel wachsen, von 1,73 auf 2,38 Millionen Menschen. Laut einer Studie der Immobilienberatung Wüest Partner werden in der Schweiz bis zu diesem Zeitpunkt zusätzlich 393’000 altersgerechte Wohnungen benötigt.

Am stärksten von der Knappheit an barrierefreien Wohnungen betroffen – Wohnungen ohne zu viele Treppen oder Hindernisse und mit geeigneten sanitären Anlagen – sind die Region Aarau (die bis 2040 16’000 zusätzliche benötigt), die Stadt Zürich (11’000) und der Kanton Genf (über 20’000).

Bereits heute ist das Angebot knapp, insbesondere bei 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen mit bezahlbaren Mieten. Deren Inserate-Volumen ist in den letzten vier Jahren laut Wüst Partner um 40 Prozent gesunken.  

Trotz des Wunsches vieler älterer Menschen, in kleinere und geeignetere Wohnungen zu ziehen, bleibt die Mobilität niedrig, gebremst durch emotionale Bindungen und hohe Kosten.

Heute zahlt die Hälfte der Seniorinnen und Senioren mehr als ein Drittel des Bruttoeinkommens für ihr Zuhause, vor allem in den Regionen Zürich, in der Zentralschweiz und in einigen Gebieten des Tessins.

Flugzeug auf Landebahn
Die Reise des 22-Jährigen endete am Flughafen von Melbourne. Keystone/EPA/James Ross

Ein Schweizer ist in Australien zu acht Jahren und acht Monaten Haft wegen Drogenhandels verurteilt worden. Der 22-Jährige aus dem Kanton Genf war im Januar von Las Vegas nach Melbourne gereist – mit einem Koffer voller Kokain. Seither befindet er sich in Untersuchungshaft.

Von den 21 Kilogramm weissem Pulver, das im Gepäck gefunden wurde, waren fast 15 Kilogramm reines Kokain; der geschätzte Wert beläuft sich auf 4,5 Millionen Franken. Der junge Mann habe den Zollbeamten zunächst angegeben, er habe den Koffer selbst gepackt und wisse, was sich darin befinde. Das Übergewicht des Gepäckstücks liege an den vielen Kleidern, die er in Las Vegas gekauft habe.

Kurz darauf behauptete er jedoch, der Koffer gehöre ihm nicht. Eine ihm unbekannte Person habe ihm das Gepäck in Los Angeles gegeben. Nach eigenen Aussagen hatte der junge Mann nicht gewusst, was sich darin befand, und auch nicht, wem er den Koffer nach der Ankunft hätte übergeben sollen. Er behauptete, noch in der Schweiz von einem Mann kontaktiert worden zu sein, der ihm 4000 Dollar für Flüge und Unterkunft gegeben habe.

Dem Genfer drohte eine lebenslange Haftstrafe, doch der Richter berücksichtigte das junge Alter des Angeklagten und seine Rehabilitationschancen, die er als «sehr hoch» einschätzte. «Sie haben ihr ganzes Leben vor sich», sagte der Richter. Die Tatsache, dass der Mann sich schuldig bekannt habe, wurde ausserdem als Zeichen seiner Reue gewertet, was zur Verkürzung der Haftstrafe beitrug.

Pierre-Alain Leresche, der offizielle Kontrolleur der Stadt Lausanne, kontrolliert am Dienstag, 21. Oktober 2025, im Boscal du Chalet-a-Gobet in Lausanne den Pilzkorb eines Pilzsammler.
Das Bestimmen von Pilzen ist seit fast 20 Jahren die Mission von Pierre-Alain Leresche. Keystone / Jean-Christophe Bott

Der Beruf des amtlichen Pilzkontrolleurs verschwindet in der Schweiz, bleibt aber unverzichtbar, sagt Pierre-Alain Leresche, selbst Pilzkontrolleur, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Für Leresche, amtlicher Pilzkontrolleur der Stadt Lausanne, ist sein Beruf kein Luxus, sondern eine lebenswichtige Schutzmassnahme. «Im Durchschnitt ist mehr als die Hälfte der Pilze, die mir gebracht werden, nicht essbar oder zu alt», sagt er.

Das Pilzesammeln, schon immer eine weit verbreitete Leidenschaft in der Bevölkerung, hat durch die Covid-Pandemie und die sozialen Medien zusätzlichen Aufschwung erhalten. «Zwei oder drei Fotos online gepostet und alle stürzen sich in die Wälder», sagt Leresche. Dieser Trend macht die Kontrollen noch wichtiger.

Dennoch ist fast ein Drittel der Kontrollstellen in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz verschwunden, «dem einzigen Land der Welt, das diesen Service anbietet, um den uns viele beneiden. Aber der Bund gibt ihn aus Budgetgründen auf», sagt der Experte. Die Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz (Vapko), die dieses Jahr ihr hundertjähriges Bestehen feiert, hat eine Petition lanciert, die bisher von 3’000 Personen unterzeichnet wurde und vom Parlament die obligatorische Wiedereinführung der Kontrollzentren in allen Kantonen fordert.

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