
Schweizer Pass erneuern: Für viele Auslandschweizer eine Herausforderung

Seit die Schweiz den biometrischen Pass eingeführt hat, ist es nötig, für eine Erneuerung persönlich zu erscheinen. Für gewisse Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, stellt das ein echtes Hindernis dar: Reisen über manchmal mehrere hundert, ja sogar mehrere tausend Kilometer sind für manche aus Kosten- oder gesundheitlichen Gründen nicht möglich.
Als Jacqueline Martindale, 91 Jahre alt und ursprünglich aus Genf, ihren Pass erneuern musste, «teilte das schweizerische Generalkonsulat in New York meiner Ehefrau, die blind ist und sich mit einem Rollator fortbewegt, mit, dass sie persönlich dort erscheinen müsse, um ihr neues Ausweisdokument zu erhalten», sagt ihr Ehemann John Martindale.
Jacqueline Martindale, die vor sehr vielen Jahren in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist, lebt mit ihrem Ehemann in der Nähe von Boston im Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des riesigen Landes. New York liegt etwa 350 Kilometer südlich davon.
Keine Anreise, kein Pass
2024 erneuerten 78’124 Auslandschweizerinnen und -schweizer ihre Identitätsdokumente. Dafür sind diejenigen, die in grossflächigen Ländern wie den Vereinigten Staaten leben, oft gezwungen, erhebliche Kosten und Zeit aufzuwenden, um neue Identitätspapiere zu erhalten.
Um zu ihrer Vertretung zu gelangen, müssen Swiss Abroad manchmal sogar eine Grenze überqueren. Als Beispiel dafür dienen die Botschaft und das Konsularzentrum in Bangkok, Thailand: Sie erbringen die konsularischen Dienstleistungen auch für Kambodscha, Laos, Malaysia und Myanmar.
«Das bedeutet, dass jede Schweizerin, jeder Schweizer, die oder der den Pass erneuern möchte, unabhängig vom Alter und der körperlichen Verfassung bereit sein muss, einen ganzen Tag oder sogar mehr für die Reise aufzuwenden und eine beträchtliche Summe auszugeben. Im Fall meiner Frau muss sie jemand begleiten, was die Kosten verdoppelt», ärgert sich John Martindale.
«Handelt es sich um eine bewusste Politik der Regierung, um Schweizerinnen und Schweizer davon abzuhalten, ihren Pass zu erneuern? Oder ist das einfach Bürokratie?», fragt er.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), dem die Botschaften und Konsulate unterstehen, teilt Swissinfo mit, dass es die anfallenden Kosten unabhängig vom körperlichen Zustand oder der Entfernung nicht übernimmt.
Schuld sind die biometrischen Daten
Wenn sich eine Staatsangehörige oder ein Staatsangehöriger nicht fortbewegen kann, können die Schweizer Vertretungen dennoch Identitätskarten aus der Ferne ausstellen, «unter der Bedingung, dass ein ärztliches Attest vorgelegt wird», präzisiert das EDA.
Die Schweizer Identitätskarten enthalten nämlich keine biometrischen Daten, was nicht zwingend die physische Anwesenheit der antragstellenden Person erfordert.
Umgekehrt sind seit 2010 alle neuen Schweizer Pässe mit einem elektronischen Chip ausgestattet, auf dem Fingerabdrücke und ein Gesichtsfoto gespeichert werden. Die Erfassung dieser biometrischen DatenExterner Link macht unweigerlich eine persönliche Anreise erforderlich.
Laut dem EDA können «alle Schweizer Vertretungen (Botschaften und Generalkonsulate), die konsularische Dienstleistungen anbieten, biometrische Pässe ausstellen». Leider, für John und Jacqueline Martindale, ist das Schweizer Konsulat in Boston aber kein Generalkonsulat.
Ausserdem bleibt es unerlässlich, sich von Fall zu Fall zu erkundigen, da nicht alle Botschaften und Generalkonsulate über einen biometrischen Erfassungsdienst zu verfügen scheinen – wie beispielsweise Chicago, das zwar ein Generalkonsulat, aber nicht entsprechend ausgerüstet ist.
Mobile Stationen
Um diese Problematik zu beheben, welche die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer seit Jahren anprangern, verfügt das EDA über 21 mobile Stationen. Sie werden von Vertretungen eingesetzt, deren Konsularbezirk sehr ausgedehnt ist und sich in einigen Fällen über mehrere Länder erstreckt.
Es gibt wahrscheinlich keine Regeln, auf die sich die Vertretungen bei der Festlegung ihrer Fahrten stützen. Diese werden «direkt von der Vertretung und entsprechend ihren verfügbaren Ressourcen organisiert», gibt das EDA an.
Bei einer Absage des Besuchs der mobilen Station präzisieren die Schweizer Behörden, dass «das Generalkonsulat jede Verantwortung für entstandene Kosten (wie Unterkunft, Flugtickets, Autovermietung usw.) ablehnt».
Jacqueline Martindale musste ihren Pass nicht dringend erneuern und konnte warten, bis sich eine mobile Station zum Konsulat in Boston begab.
«Meine Ehefrau sollte ihren neuen Pass in vier bis sechs Wochen erhalten, was ihr ermöglichen sollte, ihn rechtzeitig für unseren Flug nach Zürich zu haben», sagt John Martindale. Zwischen den ersten Kontakten mit dem Konsulat und dem Erhalt des neuen Passes ist ein halbes Jahr vergangen.
Verschiedene Möglichkeiten
Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die ihre Ausweisdokumente erneuern müssen, sind übrigens nicht zwingend darauf angewiesen, dies bei der ihnen zugewiesenen Vertretung zu tun.
Nach einer vorgängigen Terminvereinbarung können sich Schweizer Staatsangehörige an eine andere Vertretung wenden – sofern diese entsprechend ausgerüstet ist, falls es um einen Pass geht, oder an eine Passstelle in der Schweiz, beispielsweise während einer Reise.
Wenn die Erneuerung nicht warten kann, ist es möglich, die Ausstellung eines provisorischen PassesExterner Link zu beantragen. Dieser kann entweder von den Generalkonsulaten oder von den Botschaften mit konsularischer Abteilung ausgestellt werden.
Dennoch werden provisorische Pässe nur in ordnungsgemäss begründeten Notfällen ausgestellt. Und sie werden nicht von allen Staaten anerkannt.
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Editiert von Samuel Jaberg, Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Christian Raaflaub

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