Städte setzen auf klimaresistente Bäume – und nehmen mehr Pollen in Kauf
Städte pflanzen vermehrt klimawandeltaugliche Bäume. Dabei sind Allergien noch nicht das ausschlaggebende Kriterium.
Die Städte machen ihren Baumbestand zukunfts- und klima-tauglich. Neue Baumarten ersetzen alte. Vermehrt werden Bäume gepflanzt, die gegen Hitze und Trockenheit resistenter sind. Wärmeres Klima trägt dazu bei, dass die Bäume früher und länger blühen und insgesamt mehr Pollen produzieren.
Bei der Neupflanzung von Bäumen spielt somit die Auswahl der Arten eine wichtige Rolle. Werden stark allergene Baumarten in grosser Zahl gepflanzt, kann die Pollenbelastung in Städten ansteigen.

Welche Baumarten sind problematisch?
Studien würden zeigen, dass bestimmte Baumarten wie Birke, Eiche oder Esche starke Allergieauslöser seien, sagt Nadia Ramseier vom Allergiezentrum Schweiz «Aha!». Dagegen hätten Bäume wie Linde, Ahorn, Ulme oder Elsbeere ein vergleichsweise geringes Allergenpotenzial und sie würden die Anforderungen an klimaresistente Bäume trotzdem erfüllen.
Solche Baumarten werden in den Städten auch schon gepflanzt: Unter anderem mit Elsbeeren begrünte die Stadt Basel 2024 im Zuge der Anpassung an den Klimawandel einen Weg entlang des Rheins.

Denken die Städte die Pollenbelastung mit?
Das Thema Allergierisiko spiele bei der Stadtplanung nicht die Hauptrolle. Nadia Ramseier vom Allergiezentrum Schweiz nennt die Stadt Bern als Beispiel. Dort sei die Pollenallergenität bei der Baumwahl ein Aspekt, aber einer unter vielen. «Im Vordergrund steht eher die Hitzeresistenz. Auch die Biodiversität ist ein wichtiger Faktor, ebenso der Pflegeaufwand der Bäume.»
Das bedeutet: Allergien werden zwar diskutiert, sind aber nicht das oberste Kriterium. Auch die Stadt Luzern schreibt, sie müsse alle Anforderungen abwägen: «Zurzeit haben wir uns noch nicht zu einer Einschränkung der Artenwahl aufgrund des Pollenallergiepotenzials entschieden.»
Michael Sigrist, Leiter Stadtbäume von Stadtgrün Luzern, schreibt SRF: «Das Thema Pollenallergie und Baumartenwahl wurde in den letzten Jahren in Fachkreisen vermehrt diskutiert. Zur Zeit haben wir uns noch nicht zu einer Einschränkung der Artenwahl aufgrund des Pollenallergiepotenzials entschieden. Die Zahl der Anforderungen, denen Bäume im urbanen Raum genügen sollen, nimmt generell zu. Wir wägen diese Anforderungen laufend gegeneinander ab und schliessen nicht aus, gegebenenfalls auch das Thema Allergiepotenzial bei der Baumartenwahl künftig mehr zu gewichten.»
Stadtgrün Bern teilt mit: «Bei der Auswahl neuer Bäume sind andere Faktoren entscheidend: Bodenverdichtung, Hitze, Versiegelung, Streusalzeinsatz und nicht die Pollenbelastung. Und da Pollen vom Wind über hunderte Kilometer weit verbreitet werden können, ist es fraglich, wie wirkungsvoll ein Verzicht auf bestimmte Baumarten wäre. In Bern ist bisher auch keine Baumart aufgrund eines Allergierisikos von der Pflanzung ausgeschlossen worden.»
Verändert sich die Pollenbelastung in den Städten?
«Ja, es gibt Hinweise darauf, dass sich die Pollenbelastung verändert hat», sagt Nadia Ramseier vom Allergiezentrum Schweiz. So würden Beobachtungen zeigen, dass die Menge der Baumpollen und die Anzahl Tage mit starker Pollenbelastung zugenommen hätten.
«Werden stark allergene Baumarten in grosser Zahl gepflanzt, kann die Pollenbelastung in Städten ansteigen.» Die Auswahl der Arten spielt also bei der Neupflanzung von Bäumen eine gewisse Rolle.

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