
TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Dienstag, 9. Februar 2009
KUNDENABGÄNGE ÜBERSCHATTEN QUARTALSGEWINN: Die Grossbank UBS hat im letzten Quartal des vergangenen Jahres wieder schwarze Zahlen geschrieben. Der Überschuss lag mit 1,205 Mrd. Fr. überraschend hoch. Damit fiel auch der Verlust im 2009 mit 2,74 Mrd. Fr. weniger schlimm aus, als von Analysten befürchtet. Der Geldabfluss allerdings, der den Vertrauensverlust der Kunden in die grösste Schweizer Bank spiegelt, blieb sehr hoch: 147,3 Mrd. Fr. zogen Kunden ab, aufgeschreckt durch die Steuerkonflikte mit dem Ausland, die italienische Steueramnestie und vor allem den ramponierten Ruf der UBS. Die Aktie schloss deshalb 5,4 Prozent tiefer. Zum Quartalsgewinn trug bei, dass die UBS innert Jahresfrist den Personalbestand um 16 Prozent auf 65’200 Mitarbeitende kürzte. Für Löhne wendet die Bank 12,8 Mrd. Fr. auf. «Wir haben 3 Mrd. Fr. für variable Vergütungen verbucht», sagte Finanzchef John Cryan. Wegen der Langfristigkeit der Zahlungen ist nicht klar, wieviel Boni für 2009 überwiesen werden. Details gibt die UBS erst in ihrem Jahresbericht in einigen Wochen bekannt.
SWATCH-ZEIGER STEHT AUF WACHSTUM: Der weltgrösste Uhrenkonzern Swatch hat im vergangenen Jahr weniger verdient und umgesetzt. Der Reingewinn sank um 8,9 Prozent auf 763 Mio. Franken. Der Umsatz schrumpfte, wie bereits bekannt, um 8,1 Prozent auf 5,42 Mrd. Franken. Trotzdem sieht sich die Gruppe als Krisengewinnerin. Denn der Konkurrenz ging es noch schlechter. Die gesamten Uhrenexporte der Schweiz brachen im vergangenen Jahr nämlich um 22,3 Prozent ein. Die Aussichten für 2010 seien ausgezeichnet. Die Verkaufszahlen des Januars entsprechen dem zweitbesten Monat Januar der Geschichte der Gruppe. Wie Swatch weiter mitteilte, soll der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Jean-Pierre Roth, in den Verwaltungsrat gewählt werden.
ORELL FÜSSLI MIT EINBUSSEN: Orell Füssli hat 2009 einen Gewinneinbruch um 69 Prozent auf 15 Mio. Fr. erlitten. Der Umsatz der Zürcher Industrie- und Handelsgruppe fiel um 17 Prozent auf 306 Mio. Franken. Das Maschinenbau-Geschäft der Division Atlantic Zeiser habe sich in der zweiten Jahreshälfte auf tiefem Niveau stabilisiert. Rückschläge verzeichnete auch die Division Sicherheitsdruck. Orell Füssli kämpft mit Problemen von Lieferanten beim Druck von Banknoten. Der Geschäftsgang des Buchhandels war geprägt durch eine gehaltene Umsatzentwicklung und durch hohe Anlaufkosten der neuen Filialen. Innert eines Jahrs sank der Mitarbeiterbestand von Orell Füssli um 7 Prozent auf 1028.
LUZERNER KANTONALBANK ZUFRIEDEN: Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) hat auch das zweite Krisenjahr nach eigener Einschätzung gut gemeistert. Der Konzerngewinn lag mit 140,7 Mio. Fr. nur um 1,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Noch immer Rennen neue Kunden der Bank die Türen ein. Nach 18’000 neuen Kunden 2008 konnte die LUKB im letzten Jahr sogar 19’000 Neukunden verzeichnen. Insgesamt hat die Bank 312’000 Kunden.
AUFWÄRTSTREND BEI LEM: Das Genfer Elektronik-Unternehmen Lem sieht die Rezession überwunden. Im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2009/10 zog das Geschäft wieder spürbar an. In den Monaten Oktober bis Dezember stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 11,8 Prozent auf 48,3 Mio. Franken. Der Auftragseingang nahm um 16,3 Prozent auf 54,8 Mio. Fr. zu.
LEIDENDER LOGISTIKER: Kardex macht die Wirtschaftskrise schwer zu schaffen: Der Hersteller von Logistik-Systemen hat im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 25,5 Prozent auf 342,9 Mio. Euro erlitten. Ohne Zukäufe in den USA und Norwegen wäre das Minus noch kräftiger ausgefallen. Der Auftragseingang ging um 28,3 Prozent auf 322,3 Mio. Euro zurück.
STABILE MITGLIEDERZAHL: Die Gewerkschaft Unia hat die Zahl der Mitglieder 2009 trotz weit verbreiteter Ängste vor Stellenabbau nur minim ausbauen können. Die grösste Gewerkschaft der Schweiz zählte zum Jahresende 196’030 Mitglieder, 12 mehr als ein Jahr zuvor. Angesichts von Massenentlassungen und knappen Haushaltsbudgets freue sich die Unia über eine stabile Mitgliederentwicklung, heisst es in einem Communiqué. Die Gewerkschaft wachse weiterhin in den Dienstleistungsberufen und bei den Frauen.
FLAUTE BEI M&A: In der Schweiz sind 2009 deutlich weniger Fusionen und Akquisitionen (M&A) getätigt worden. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens KPMG kam es nur noch zu 276 Übernahmen und Fusionen mit einem Gesamtwert von 78,6 Mrd. Dollar. Gegenüber 2008 bedeutet dies einen Rückgang von 14 Prozent beim Volumen der Transaktionen und einen Einbruch von gar 50 Prozent bei der Bewertung der gehandelten Vermögenswerte. Viele Unternehmen horteten aus Vorsicht lieber ihre Barbestände, statt das tiefere Preisniveau bei vielen Vermögenswerten zu nutzen. 2010 dürfte es aber wieder vermehrt zu Konzentrationen kommen.
MEHR PASSAGIERE: Die Fluggesellschaft Swiss hat im Januar 1,05 Millionen Passagiere befördert. Das sind 6,8 Prozent mehr als im Januar 2009. Die Zahl der Airline nahm um 3,7 Prozent auf 11’590 zu. Die Auslastung der Flugzeuge unter anderem wegen eines kleineren Langstrecken-Angebots klar höher: Der Sitzladefaktor stieg um 3,6 Prozentpunkte auf 76,5 Prozent. Der gesamte Konzern hat mit den Gesellschaften Lufthansa und Swiss mit 4,8 Mio. Passagieren 0,6 Prozent mehr Fluggäste befördert. Da seit Juli respektive September British Midlands und Austrian Airlines dazugezählt werden, stieg die Zahl der Passagiere absolut um 23,6 Prozent auf 5,88 Millionen.
STAATSHILFEN UND STELLENABBAU: Der US-Autobauer General Motors (GM) fordert für seine deutsche Tochter Opel 2,7 Milliarden Euro Staatshilfen. Während der Konzern die hohle Hand macht und potenziell wettbewerbsverzerrende Hilfen verlangt, streicht er sogleich 8300 Stellen. «Wir haben jetzt einen Leitfaden», sagte Opel-Chef Nick Reilly bei der Vorstellung des Sanierungsplans in Frankfurt. Den Grossteil der Staatshilfen soll Deutschland mit 1,5 Mrd. Euro beisteuern, den Rest die anderen europäischen Länder mit Opel-Standorten. Allein in Deutschland sollen über 3900 Stellen wegfallen. «Wir müssen unsere Kapazitäten anpassen – sonst hat keiner mehr einen Job», sagte Reilly. Die EU-Kommission knüpft Staatshilfen für Opel an strenge Bedingungen: Die Sanierung müsse auf ökonomischen Überlegungen beruhen. GM müsse nachweisen, dass die Standorte mittelfristig ohne staatliche Hilfe überleben können.
NEUER EXPORTWELTMEISTER: Deutschland hat den Titel des Exportweltmeisters an China verloren. Im Rezessionsjahr 2009 verkauften deutsche Unternehmen 18,4 Prozent weniger Waren ins Ausland als 2008. Das war der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebung 1950, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ausgeführt wurden noch Waren im Gesamtwert von 803,2 Mrd. Euro. Die Ausfuhren Chinas beliefen sich nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums im Jahr 2009 auf 1201,7 Mrd. Dollar, die deutschen Ausfuhren auf umgerechnet 1121,3 Mrd. Dollar. Die Werte für Dezember fielen seit langem wieder etwas freundlicher aus. Die Ausfuhren lagen erstmals seit Oktober 2008 wieder über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das Plus lag bei 3,4 Prozent.
GEGEN BONI-EXZESSE: Das Kabinett in Berlin hat einen Gesetzentwurf gebilligt, mit dem künftig unangemessene Bonuszahlungen an Bankmanager unterbunden werden sollen. Banken und Versicherungen sollen ihre Vergütungen transparenter gestalten und auf nachhaltige Unternehmensentwicklung ausrichten. Die bisherigen Vergütungsstrukturen seien eher auf kurzfristige Erfolge ausgerichtet gewesen und hätten dazu beigetragen, dass vor allem Banken zu hohe Risiken eingegangen seien, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Sollte das Gesetz den Bundestag passieren, wird auch die Banken-Aufsichtsbehörde BaFin künftig stärkere Eingriffsrechte erhalten und unangemessen hohe Bonuszahlungen unterbinden können.
PRIUS MUSS ZUM GARAGISTEN: Toyota ruft wegen Bremsproblemen mehrere Modelle seiner prestigeträchtigen Hybrid-Reihe zurück. Betroffen seien die neuesten Baureihen des Prius und des Lexus HS250H, bei denen die Software für das Bremssystem ABS überarbeitet werden müsse, teilte der weltgrösste Autohersteller mit. Von der dritten Generation des Prius sollen weltweit rund 133’000 Fahrzeuge in die Werkstätten beordert werden, davon 52’903 in Europa. In der Schweiz sind rund 2000 Fahrzeuge betroffen. Diese Fahrzeuge wurden in der Schweiz seit Juni 2009 verkauft. Bis jetzt seien in Europa und in der Schweiz keine Unfälle bekannt, die mit diesen «Unregelmässigkeiten» in Verbindung stünden.
GEWINNSPRUNG BEI COCA-COLA: Der weltgrösste Süssgetränke-Hersteller Coca-Cola ist wieder auf der Erfolgsspur. Vor allem der wachsende Durst von Chinesen und Indern auf die koffeinhaltige Brause beflügelte im Schlussquartal das Geschäft. Der Gewinn stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 55 Prozent auf 1,5 Mrd. Dollar. Der Umsatz legte um 5 Prozent auf 7,5 Mrd. Dollar zu. Coca-Cola habe Marktanteile gewonnen, sagte Konzernchef Muhtar Kent.
SAS KRISELT: Die skandinavische Fluggesellschaft SAS hat im vergangenen Jahr erneut hohe Verluste eingeflogen und kündigt neue Sparmassnahmen an. Der Nettoverlust 2009 betrug 2,9 Mrd. Kronen (418 Mio. Franken). Im Vorjahr lag dieser allerdings noch bei 6,4 Mrd. Kronen. SAS kündigte an, weitere zwei Milliarden Kronen einsparen zu wollen. Geplant sind dabei 650 Stellenstreichungen über die 2009 bereits erfolgten 3000 hinaus. Ende 2008 hatte SAS noch 20’000 Bechäftigte. Die Regierungen von Dänemark, Norwegen und Schweden gaben kurz nach Bekanntgabe der Bilanzzahlen grünes Licht für eine von SAS gewünschte Kapitalerhöhung um 5 Milliarden schwedische Kronen.
ERFOLGREICHER TESTFLUG: Die neueste Version des Jumbo-Jets 747 vom US-Flugzeughersteller Boeing hat einen ersten Testflug unternommen. Die 76,3 Meter lange Boeing 747-8 kehrte nach vierstündigem Jungfernflug planmässig zum Flughafen in Everett im Bundesstaat Washington zurück. Boeing wertete den Flug als Erfolg, weitere 1600 Stunden Testflug sollten folgen. Die 747-8 ist das Konkurrenzprodukt zum A380 des europäischen Konstrukteurs Airbus. Sie soll laut Boeing das Frachtflugzeug mit den günstigsten Betriebskosten der Welt werden und umweltverträglicher sein als alle seine Vorgänger. Auch eine Passagierversion des Jumbos, 747-8 Intercontinental, wird entwickelt.