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Die Tropen – Schatzkammer oder grüne Hölle?

Tropischer Laubfrosch aus Madagaskar. Dens Vallan

Das Naturama in Aarau lädt zu seiner Sonderausstellung "Schatzkammer Tropen" und fasziniert mit Giftspinnen, Schlangen und betörenden Dschungelgeräuschen.

Die Schau führt ausserdem durch die wechselvollen Beziehungen zwischen Europa und den Tropen und porträtiert Forscher, Abenteurer und Umweltschützer.

Es rauscht, knackt, röhrt und zwitschert im Obergeschoss des Naturamas in Aarau. Die «Schatzkammer Tropen» klingt. Beim Betrachten der ausgestellten Bilder und Objekte fühlt man sich so gleich mittendrin.

Da krabbelt eine grosse haarige Spinne mit schwarz-weiss gestreiften Beinen über einen Stein. Den Boden des Vivariums hat sie bereits mit einem feinen Netz überzogen. Die brasilianische Weisskniespinne ist nur eines der zahlreichen tropischen Lebewesen, die hier zu bestaunen sind.

Lebende Pfeilgiftfrösche, eine Baumpython und Geckos ruhen friedlich in ihren Glasbehältern der Ausstellung. Die Amphibienforschungen des Schweizer Biologen Denis Vallan in Madagaskar zeigen, dass auch heute noch unbekannte Arten entdeckt werden können.

Weiter bringt einem eine begehbare Hütte aus Manaus im Amazonas-Gebiet, ausgerüstet mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs wie Koch- und Jagdutensilien, die Lebensgewohnheiten der lokalen Bevölkerung nahe.

Abenteurer und Forscher

Die Ausstellung im Naturama präsentiert die Tropen allerdings nicht nur als ein fernes faszinierendes Fremdes, sondern thematisiert auch die wechselvollen Beziehungen zwischen Europa und den Tropen.

So findet sich Anschauungsmaterial zum Schweizer Regenwaldschützer und Menschenrechts-Aktivisten Bruno Manser, der von einer Reise in die Tropen im Jahr 2000 nicht mehr zurückkam.

Aber auch die Geschichten von Forschern und Abenteurern werden bildlich nacherzählt. Man lernt die Tropenforscher Alexander von Humboldt, Carl-Georg Schillings und die Basler Universalgelehrten Paul und Fritz Sarasin kennen.

Was einst den Berner Grosswildjäger Bernard von Wattenwyl und seine Tochter Vivienne ins Dickicht des Dschungels führte, war wohl weniger Forscherdrang als die Lust am Abenteuer.

Schweizer Gegenstück

«Der tropische Regenwald hat sein Gegenstück in der Schweiz», sagt Ueli Halder, Direktor des Naturama, gegenüber swissinfo. «Die Auenwälder sind bezüglich ihrer grossen Artenvielfalt vergleichbar.»

Halder wollte in der Ausstellung auch die drängenden Probleme vieler tropischer Regionen thematisieren. «Unser Verhalten in den Industrieländern beeinflusst auch das Klima in den Tropen.»

In der Zollkontrolle hängengeblieben

Wie im Dschungel konkret die Tierwelt erforscht wird, lässt sich im Museum anhand einer Baumkronen-Gondel erahnen. Mit einer Schleuder werden die Insekten von den Bäumen heruntergeholt und dann zur Artenbestimmung untersucht.

Die lebenden Tiere in der Ausstellung stammen aus Privatbesitz und werden von Tierpflegern betreut, erzählt Halder. Und das Leoparden-Fell? «Das stammt aus Schmuggel-Ware, die beim Zoll konfisziert und jetzt dem Museum zur Verfügung gestellt wurde.»

swissinfo, Susanne Schanda, Aarau

Das Naturama in Aarau gilt als modernstes Naturmuseum der Schweiz. Es wird jährlich von 40’000 bis 50’000 Personen besucht.

Es ist im Besitz einer Stiftung, die dem Kanton Aargau, der Stadt Aarau und der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft gehört.

Das Naturama wurde im Frühling 2002 nach Neu- und Umbauten für 20 Mio. Fr. eröffnet.

An den Betrieb zahlt der Kanton jährlich 920’000 Fr.

Die Ausstellung «Schatzkammer Tropen» ist in Kooperation mit dem Naturkundemuseum Karlsruhe entstanden.
Bis am 25. März 2007 ist sie im Naturama in Aarau zu sehen.
Anschliessend geht die Ausstellung nach Salzburg und Luzern.

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