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Erziehen statt einsperren

Im Hof der Erziehungs-Anstalt Pramont. Keystone

Im Wallis wird der erste Knast für minderjährige Delinquenten in der Schweiz eingerichtet. Ein Versuch, der bis 2008 läuft.

Bisher fehlen in der Schweiz geschlossene Einrichtungen für Jugendliche. Die zwischen Sion und Sierre gelegene Arbeitserziehungs-Anstalt Pramont wird nun zur ersten geschlossenen Schweizer Erziehungs-Anstalt für Minderjährige.

Der Versuch mit dem «Knast» für Jugendliche läuft bis ins Jahr 2008. Sind die Walliser Erfahrungen positiv, müssen die anderen Kantone ähnliche Institutionen eröffnen.

Mikro Gesellschaft

Der Versuch in Pramont gründet auf dem neuen Erziehungskonzept aus dem Jahr 1998. Die Insassen leben in kleinen Gruppen. Das Leben basiert auf gegenseitigem Respekt, gutem Willlen und «redlichem Bemühen», wie es Pramont-Direktor Pierre-Alain Zufferey ausdrückt.

Konkret heisst das: Erzieher arbeiten mit höchstens drei Jugendlichen zusammen. Die Gruppe wechselt aber ständig. Das «Rotationsprinzip» soll die Bildung von Clans und gewalttätigen Gruppen verhindern.

Alles basiere auf gegenseitigem Respekt, sagt Zufferey. Neuankömmlinge würden während einer bestimmten Zeit isoliert beobachtet, damit ihre Interessen und Fähigkeiten erkannt werden können. In dieser Zeit wird für den Jugendlichen ein persönliches Erziehungs-Programm ausgearbeitet.

Leisten und belohnen

Das Leben in der Gemeinschaft laufe in einem sehr strikten Rahmen ab. «Es beruht, wenn Sie wollen, auf dem Prinzip ‹leisten und dafür belohnt werden›, sagt Zufferey.

Je mehr der Jugendliche arbeite und je mehr guten Willen er zeige, desto mehr Punkte könne er sich verdienen. Das wiederum schlägt sich in Geld und später auch Ausgang nieder. Endziel ist das «Externat» und dann das selbstständige Leben in der Freiheit

Nur für männliche Jugendliche

An der Anstalt Pramont wird bemängelt, dass sie nur männliche junge Straftäter aufnimmt. Bis heute existiert in der Schweiz kein vergleichbares Projekt für junge minderjährige Frauen.

«Das ist eine krasse Diskriminierung», sagt der Direktor des kantonalen Strafvollzugs, Christian Varone. Auch bei jungen Frauen kämen so schlimme Fälle vor, dass sie eine Erziehungsaufsicht benötigten.

Die Situation soll sich dann verbessern, wenn ein interkantonales Konkordat zur Betreuung straffälliger Minderjähriger Tatsache wird. Doch bis es soweit ist, werden noch etliche Jahre vergehen.

swissinfo und Agenturen

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