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Tourismus erhält Schützenhilfe

Auch sie kommen nicht mehr in Massen: Japaner auf dem Titlis. Keystone Archive

Dem Schweizer Tourismus fehlen die Gäste - vor allem aus dem Ausland. Nun will der Bund Innovationen gezielt fördern.

Geplant ist eine einmalige Finanzspritze von 135 Mio. Franken.

Die Schweiz verliert als Reiseland zusehends an Attraktivität. Der Tourismus befindet sich im Sinkflug. Vor allem Gäste aus den USA und Deutschland machen zur Zeit einen grossen Bogen um die Schweiz.

Hauptgrund ist sicher der starke Franken. Aber auch das Verhältnis von Preis und Leistung wird von ausländischen Touristen bemängelt. Das typisch Schweizerische gehe mehr und mehr verloren.

Kommt dazu, dass Schweizerinnen und Schweizer in ihren Ferien ebenfalls lieber bei Knödel oder Nasi Goreng sitzen als bei Rösti und Fendant. 2,7 Millionen reisten letztes Jahr zum Beispiel nach Österreich.

Schlechte Zahlen

Am Donnerstag hat der Schweizerische Tourismus-Verband seine neusten Zahlen präsentiert. In den ersten 7 Monaten dieses Jahres seien 6 Prozent weniger Hotellogiernächte gezählt worden als im Vorjahr, so der deutliche Befund. 2001 war bekanntlich schon ein schlechtes Jahr gewesen.

Nur einen Tag später kommt Hilfe aus dem Bundeshaus. Die Regierung will dem Tourismus unter die Arme greifen. Mit 135 Millionen sollen Innovationen gezielt gefördert werden.

Es sei dies eine einmalige Intervention, erklärte Wirtschaftsminister Pascal Couchepin am Freitag: «Wir intervenieren mit neuen Methoden: Wir geben eine gewisse Summe, und dann ist es fertig.»

Eine Tourismusförderung nach dem Gieskannen-Prinzip lehnt der Bundesrat entschieden ab. Mit gezielter Förderung jedoch könnten strukturelle Schwächen besser erkannt und korrigiert werden. Als Beispiel nennt er Bauten, die teilweise nicht mehr den Wünschen der Gäste entsprächen.

Drei Richtungen

Die 135 Millionen Franken sollen dreigeteilt werden. Der grösste Brocken, 100 Mio. Franken sollen der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) als zinsloses Darlehen zur Verfügung gestellt werden. Sie kommen damit den Hoteliers zu Gute.

25 Millionen Franken werden in Forschung und Entwicklung innovativer Vorhaben eingesetzt werden. 10 Millionen Franken kostet eine so genannte Qualifizierungs-Initiative. Berufe im Tourismus sollen damit aufgewertet und Neu- und Quereinsteiger gefördert werden.

Strukturwandel nicht bremsen

Der Bundesrat betont, diese Investitionen hätten nur dort zu erfolgen, wo Probleme bestünden, die von der Branche nicht alleine gelöst werden könnten.

Den laufenden Strukturwandel im Schweizer Tourismus will der Bundesrat nicht bremsen. Vielmehr strebt er eine marktnahe, ertrags- und ergebnisorientierte Tourismusförderung an.

Der 100-Millionen-Kredit an die SGH muss vom Parlament abgesegnet werden. Er soll noch in den Winter- und Frühjahrssessionen verabschiedet und dann so schnell wie möglich in Kraft gesetzt werden, sagt das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco).

swissinfo, Christian Raaflaub

100 Mio. Fr. Bundesgeld: Zinsloses Darlehen an die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit
25 Mio. Fr.: Forschungs- und Entwicklungskosten für innovative Vorhaben
10 Mio. Fr.: Qualifizierungs-Initiative soll touristische Berufe aufwerten

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