AKTIEN FRANKFURT: Dax rutscht nach Zinsentscheid und Trichet-Aussagen ins Minus
FRANKFURT (awp international) – Der Dax ist am Donnerstagnachmittag nach den Zinsentscheiden in Europa deutlich in die Verlustzone abgerutscht. Der deutsche Leitindex gab zuletzt 1,16 Prozent auf 5.342,98 Punkte ab, nachdem sowohl die Bank of England als auch die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen erwartungsgemäss unverändert belassen haben. Der MDax sank um 0,17 Prozent auf 8.700,34 Punkte. Der TecDax dagegen lag prozentual unverändert bei 715,88 Punkten.
Händler sprachen von einer erneut hektischen und nervösen Marktreaktion nach den Aussagen von EZB-Präsident Trichet zum Zinsentscheid. «Die Formulierungen klingen auf den ersten Blick relativ hart», so ein Börsianer. Trichet hatte unter anderem davon gesprochen, dass die Risiken für das Wachstum nun abwärts gerichtet seien. Ausserdem sorgten schwache wöchentliche Arbeitsmarktdaten aus den USA zusätzlich für Unsicherheit. Börsianer argumentierten zudem mit Gewinnmitnahmen vor einer nach US-Börsenschluss erwarteten Rede von US-Präsident Barack Obama.
DEUTSCHE BANK HÄLT ZIEL FÜR OPERATIVEN VORSTEUERGEWINN NOCH FÜR MÖGLICH
Aufwärts ging es bis zuletzt für die Aktien der Deutschen Bank . Sie verteidigten gegen den schwachen Markt ein Plus von 0,90 Prozent auf 24,79 Euro. Rückenwind gab es durch ein bestätigtes Gewinnziel. Der deutsche Bankenprimus hält seinen anvisierten operativen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro im Jahr 2011 «weiterhin für erreichbar», sieht aber kurzfristig signifikante Unsicherheiten. Auch die Aktien der Deutschen Börse gehörten mit plus 1,03 Prozent auf 40,665 Euro zu den Gewinnern. Einige Aktienhändler sehen den Börsenbetreiber kurzfristig als Profiteur der anhaltenden Marktturbulenzen.
Die Papiere von K+S gaben dagegen nach einer Abstufung von Morgan Stanley am Dax-Ende um 2,91 Prozent auf 45,46 Euro nach. Gemäss einer Branchenstudie sieht Analyst Paul Walsh die Bewertung der Aktie im Vergleich mit anderen Titeln als weniger attraktiv an. Wacker Chemie dagegen wurden von der US-Bank auf «Overweight» hochgestuft. Die Titel legten daraufhin im MDax um rund 2 Prozent zu.
MORDASCHOW ERHÖHT TUI-ANTEIL – BILD-ZEITUNG RECHNET MIT REKORDERGEBNIS
Die Aktien von Tui stiegen im MDax um 2,23 Prozent auf 4,221 Euro. Sie profitierten davon, dass der russische Milliardär Alexej Mordaschow seinen Anteil an Europas grösstem Reisekonzern auf mehr als ein Viertel ausgebaut hat. «Die Erhöhung unserer Anteile zeigt unser starkes strategisches Interesse an der Tui AG», sagte der Milliardär. In den kommenden zwölf Monaten will er seinen Anteil den Angaben zufolge weiter aufstocken.
Auch die Aktien von Axel Springer waren gefragt. Sie stiegen um 0,79 Prozent auf 28,625 Euro. Europas grösste Zeitung, «Bild», steuert auf ein neues Rekordergebnis zu, wie deren Chefredakteur Kai Diekmann dem «Handelsblatt» sagte. Zudem will das Boulevard-Blatt seine Zusatzgeschäfte weiter ausbauen und die Online-Geschäfte vorantreiben. Ein Händler bezeichnete die Aussagen nicht als Überraschung. «Auch der Mutterkonzern rechnet 2011 mit einem höheren Gewinn», so der Börsianer. Allerdings sollte es die Aktien seiner Meinung nach dennoch stützen./tih/gl