Barcelona präsentiert sich 2026 als Welthauptstadt der Architektur
Antoni Gaudís modernistische Gebäude, seine Sagrada Família, Jean Nouvels Torre Glóries oder das gotische Viertel: 2026 will Barcelona als "Welthauptstadt der Architektur" mehr sein als nur ein Schaufenster spektakulärer Baukunst.
(Keystone-SDA) Die von der Unesco und der Internationalen Union der Architekten (UIA) vergebene Auszeichnung «Welthauptstadt der Architektur» würdigt nicht nur Barcelonas aussergewöhnliches architektonisches Erbe, sondern auch seine Fähigkeit zur kontinuierlichen Erneuerung. Und kaum eine europäische Metropole verbindet Geschichte und Innovation so selbstverständlich wie Barcelona – vom römischen Grundriss über den Modernisme (katalanisch für Modernismus) bis hin zu zeitgenössischen Experimenten mit nachhaltiger Stadtentwicklung.
Architektur erleben
Mehr als 1500 Veranstaltungen finden während des «Welthauptstadtjahres der Architektur» statt – von Ausstellungen und Stadtrundgängen über Workshops bis hin zu Vorträgen. Sie sollen Einheimische wie Besucher dazu einladen, Architektur nicht nur zu betrachten, sondern zu erleben.
Ein Höhepunkt für Fachleute wird vom 28. Juni bis 2. Juli der UIA-Weltkongress sein, zu dem in der spanischen Mittelmeermetropole rund 10’000 Architekten und Stadtplaner erwartet werden.
Unter dem Motto «Werden. Architekturen für einen Planeten im Wandel» finden die internationalen Konferenzen an zwei symbolträchtigen Orten statt: im ehemaligen Energiekraftwerk Les Tres Xemeneies, einem Relikt der postindustriellen Vergangenheit, und im Disseny Hub Barcelona an der neu gestalteten Plaça de les Glòries – jenem Ort, den Ildefons Cerdà einst als urbanes Zentrum der Stadt vorgesehen hatte.
Barcelona ist nach 1996 die erste Stadt, die den UIA-Kongress zum zweiten Mal ausrichtet – ein klares Signal ihres globalen Anspruchs.
Doppeltes Gedenkjahr
Ein Grund, warum Barcelona den Zuschlag für den Titel «Welthauptstadt der Architektur» bekam, ist aber auch ein doppeltes Gedenkjahr: Barcelona begeht 2026 den 100. Todestag von Antoni Gaudí und den 150. Todestag von Ildefons Cerdà. Zwei Persönlichkeiten, die das Verständnis von Stadt und Architektur grundlegend verändert haben.
Gaudí mit seiner organischen, naturinspirierten Formensprache, Cerdà mit dem Eixample-Plan (katalanisch für «Erweiterung»; ein bahnbrechendes, schachbrettartiges Stadtentwicklungskonzept), der Hygiene, Licht, Mobilität und soziale Durchmischung über ökonomische Interessen stellte – ein radikaler Gedanke im 19. Jahrhundert.
Das Gaudí-Jahr will den berühmtesten Architekten Spaniens mit Hunderten von Ausstellungen, Konzerten und Konferenzen feiern. Zu den Höhepunkten zählen das 100-jährige Jubiläum des Park Güell als öffentlicher Park sowie die geplante Einweihung des Jesus-Turms der Sagrada Família an seinem 100. Todestag am 10. Juni 2026. Mit 172,5 Metern wird er das Bauwerk zur höchsten Kirche der Welt machen und den Beginn der letzten Bauphase markieren – ein Moment von internationaler Strahlkraft.
Möglicher Papstbesuch?
Parallel dazu rückt das Cerdà-Jahr die Aktualität dessen Denkens in den Fokus. Konzepte wie Barcelonas Superblocks und grüne Achsen greifen zentrale Elemente seines Plans auf: weniger Verkehr, mehr Aufenthaltsqualität, bessere Luft und soziale Nähe. In der heutigen Debatte um nachhaltige Städte erscheinen viele seiner Ideen erstaunlich zeitgemäss.
Zur offiziellen Einweihung des höchsten Turms seiner Sagrada Família am 10. Juni ist auch Papst Leo XIV. eingeladen. «Ob er kommen wird, wissen wir noch nicht», gab Esteve Camps, Vorsitzender der Stiftung Sagrada Família, im Herbst bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms offen zu. Doch insgeheim hofft man in Barcelona, der Papst werde während der Feierlichkeiten Gaudí sogar seligsprechen.
www.barcelona.cat/capitalmundialarquitectura/en und https://sagradafamilia2026.org/en/