
Baustart für Ostermundigen-Tram weiter in der Schwebe

Der Baustart für die neue Tramlinie Bern-Ostermundigen ist weiter in der Schwebe. Auf einen konkreten Termin will sich zurzeit niemand festlegen.
(Keystone-SDA) Die Stimmberechtigten von Ostermundigen, Stadt Bern und Kanton haben das Projekt in den Jahren 2016 bis 2018 gutgeheissen. Doch die Komplexität des Projekts und hängige Einsprachen ziehen das Bewilligungsverfahren in die Länge.
Im vergangenen März wurde bekannt, dass der geplante Baustart Anfang 2026 nicht möglich ist. Die Baubewilligung des Bundesamts für Verkehr (BAV) steht nach wie vor aus. Sie sei bis Ende 2025 zu erwarten, hiess es am Montag an einer Medienkonferenz in Ostermundigen.
Zwar wurden nach der öffentlichen Auflage Änderungen am Projekt vorgenommen, die dem Langsamverkehr und der Umwelt zugute kommen sollen. Trotzdem rechnet der Kanton mit Beschwerden ans Bundesverwaltungsgericht. Ein Weiterzug ans Bundesgericht wäre auch noch möglich.
Die Gründe für die Kritik am Projekt möchten achtenswert sein, räumte der bernische Bau- und Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus (SVP) ein. Doch er habe keinerlei Verständnis dafür, dass das Resultat von drei Volksabstimmungen nicht respektiert werde.
«Leider leben wir mittlerweile in einem Rechtsmittelstaat», sagte Neuhaus. Nur weil es Einsprachemöglichkeiten gebe, müsse man diese nicht bis aufs Äusserte ausschöpfen. Doch manche Leute blockierten und verzögerten alle Projekte, sei es beim Tram Bern Ostermundigen oder etwa bei den Verkehrssanierungen im Emmental und Oberaargau.
Mehrkosten offen
Einen neuen möglichen Termin wollte Neuhaus nicht nennen, ebenso wenig eine Schätzung über mögliche Mehrkosten durch die Verzögerung. Klar ist, dass die Bauarbeiten vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen werden. «Eher fünf», sagte Neuhaus.
Dass die neue Tramlinie gebraucht wird, steht für ihn ausser Frage. Bis 2040 rechne der Kanton in Ostermundigen mit 56 Prozent zusätzlichen Passagieren. «Auch wenn sich die Realisierung verzögert, das neue Tram wird ein unverzichtbarer Teil für die ÖV-Zukunft der Region Bern sein.»
Der Stadtberner Gemeinderat Matthias Aebischer (SP) betonte, das Projekt komme allen zugute – auch dem Fuss- und Veloverkehr. Zudem lasse sich der Strassenraum aufwerten. Alle Haltestellen würden hindernisfrei gestaltet, und im Umfeld der neuen Strecke werde es 70 Bäume mehr geben als heute.
«Jahrzehnt der Bauarbeiten»
Die Verzögerungen beim Tram bedingen beim Bahnhof Ostermundigen eine äusserst präzise Koordination. Denn hier kreuzen sich Tram und Bahn, wie Ostermundigens Gemeindepräsident Thomas Iten (parteilos) in Erinnerung rief.
Da die SBB bereits mit dem Ausbau des Bahnhofs begonnen habe, würden nun Arbeiten zu Werkleitungen vorgezogen. «Das Jahrzehnt der Bauarbeiten hat begonnen», sagte Iten. «Für die Entwicklung der Gemeinde ist das Tram ein Katalysator.»