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Bilfinger wartet auf neue Chance für Börsengang in Australien

MÜNCHEN (awp international) – Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger Berger will nach dem geplatzten Börsengang der australischen Tochtergesellschaft frühestens im kommenden Frühjahr einen neuen Anlauf wagen. «Wir brauchen eine stabilere Situation», sagte Vorstandschef Herbert Bodner am Mittwochabend im Club Wirtschaftspresse in München. Mit dem Börsengang habe der Konzern keine Eile und wolle nichts verschenken.
«Wir sind keine Notverkäufer.» Bilfinger Berger mit Sitz in Mannheim hatte den Börsengang Anfang Juli kurzfristig abgesagt, da er nicht den erhofften Erfolg versprach. Der im MDax gelistete Konzern war nach früheren Angaben von Nettoerlösen von mindestens 780 Millionen australischen Dollar (umgerechnet 535 Mio Euro) ausgegangen.
Das Geld aus dem Börsengang will Bilfinger Berger für den Ausbau seines Dienstleistungsgeschäfts nutzen, von dem er sich nach Rückschlägen im Bau profitablere und weniger riskante Geschäfte verspricht. Dabei setzt Bodner vor allem auf Zukäufe im Ausland. «Wir haben ganz erhebliche Mittel zur Verfügung.»
Einschliesslich der Erlöse aus dem Börsengang könne der Konzern rund eine Milliarde Euro für Übernahmen aufwenden, bekräftigte er. Bei günstigen Gelegenheiten will Bilfinger Berger möglicherweise auch vor dem Börsengang zugreifen. «Man kann einen Kandidaten nicht in den Kühlschrank stellen.»
Mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs habe die Verlagerung hin vom Bau zum Dienstleistungsgeschäft aber nichts zu tun gehabt, betonte Bodner. «Die strategischen Entscheidungen sind längst vor Köln gefallen.» Bilfinger Berger war federführend am Bau der U-Bahn-Strecke in Köln beteiligt.
An einem der umstrittenen U-Bahn-Schächte war das Stadtarchiv am 3. März 2009 eingestürzt. Die genauen Umstände des Einsturzes sind immer noch ungeklärt. «Dass solange nach dem Unglück nicht klar ist, wie es passiert ist, ist unbefriedigend.» Erst wenn alle Fakten klar seien, könne über die Verantwortung für den Unfall gesprochen werden.
Es könne aber nicht grundsätzlich von «Pfusch am Bau» gesprochen werden, weil es sich bei Bauten nicht um Serienleistungen, sondern um Unikate handele. «Jeder, der ein Haus baut weiss, dass es eine mangelfreie Bauleistung nicht gibt.» Dies sei aber nicht als Entschuldigung zu verstehen, stellte er klar. Mit einer Bauleistung von 10,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr ist Bilfinger Berger einer der grössten Baukonzerne in Deutschland./dwi/DP/nl

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