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Demag Cranes fängt sich – Vorsichtiger Ausblick drückt Aktienkurs (AF)

DÜSSELDORF (awp international) – Der Kranbauer Demag Cranes hat im vierten Geschäftsquartal (Ende September) trotz eines Gewinneinbruchs die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Angesichts des weiter unsicheren Marktumfelds rechnet der Vorstand aber für das im Oktober gestartete Geschäftsjahr 2009/2010 mit einem rückläufigen Umsatz und einer operativen EBIT-Marge im einstelligen Prozentbereich, wie das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. «Das Geschäftsjahr 2008/2009 war ein Krisenjahr mit einschneidenden Folgen für unsere Geschäftsentwicklung und unsere Belegschaft», sagte Vorstandschef Aloysius Rauen. Im laufenden Jahr will der Konzern seine Integration vorantreiben und Doppelstrukturen abbauen. Zudem zieht er auch Zukäufe in Erwägung.
An der Börse ging es für Papiere des Kranbauers nach einer kurzen Erholung am Morgen steil bergab. Am Mittag verlor die Aktie am MDax-Ende 5,62 Prozent auf 24,20 Euro. Händler verwiesen auf Gewinnmitnahmen und den «etwas enttäuschenden» Ausblick für die EBIT-Marge. Die Zahlen seien indes gut ausgefallen. Dass Demag angesichts des zusammengeschmolzenen Gewinns keine Dividende (Vorjahr 1,40) ausschütten will, werteten die Börsianer zwar als Wermutstropfen, aber «keine Überraschung», wie es von Equinet-Analyst Holger Schmidt hiess. Die Restrukturierungskosten im Geschäftsjahr – davon mehr als zwei Drittel für den Abbau von 750 Stellen – waren voll auf den Gewinn durchgeschlagen. «Gegenwärtig ist die Restrukturierung nicht mit einem weiteren Stellenabbau verbunden», sagte Vorstandschef Rauen. Mit dem Umbau will der Demag Cranes-Chef die Kostenbasis um 60 Millionen Euro senken.
Nach dem bereits beschlossenen Stellenabbau will sich der Vorstand nun vor allem der Integration des Konzerns widmen. Dabei sollten beispielsweise Doppelstrukturen im Vertrieb, Rechnungswesen oder der IT abgebaut werden. Dadurch erhoffen sich die Düsseldorfer neben geringeren Kosten kürzere Wege und eine abgestimmte Kundenansprache. Die neue Struktur soll im kommenden Frühjahr stehen.
Der Konzern rechnet als Spätzykliker weiterhin nicht damit, die Krise schnell überstanden zu haben. «Derzeit sehen wir nicht, dass die Krise vorbei ist», sagte der Finanzvorstand Rainer Beaujean. Demag Cranes ist der weltgrösste Hersteller von Hafenmobilkränen, die Container an Land bewegen. Diese Sparte wurde vom Einbruch des Welthandels hart getroffen und schrieb operativ rote Zahlen. Zweites Standbein sind Industriekrane, wie sie in Fabrikhallen eingesetzt werden. Hier profitierte der Konzern von den langen Produktionszeiten für die Kräne. Viele Aufträge aus dem Boomjahr 2008 wurden wegen der zwölf Monaten währenden Bauzeit erst im jüngst abgelaufenen Geschäftsjahr ausgeliefert und spülten Umsatz in die Kassen. Doch der Auftragspuffer ist zusammengeschmolzen. Im kommenden Jahr dürfte sich der um mehr als ein Drittel rückläufige Auftragseingang des vergangenen Geschäftsjahres stärker bemerkbar machen. Brach doch der Auftragsbestand in diesem Zeitraum um 40,2 Prozent ein.
MARGENZIELE BLEIBEN
Trotz der Flaute will Demag seine Margenziele für die einzelnen Segmente nicht aus den Augen verlieren und diese zumindest mittelfristig schaffen. Bei den Industriekranen soll die Marge beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) 5 Prozent erreichen, bei der Hafentechnologie 8 bis 9 Prozent und im Servicegeschäft 20 Prozent und mehr. Zukäufe sind weiterhin ein Thema für das Unternehmen. ?Sie müssten ins Produktportfolio passen und der Preis ebenfalls?, bekräftige Rauen frühere Aussagen.
Im Schlussquartal konnte Demag Cranes Bestellungen über 186,3 Millionen Euro einsammeln – weniger als die 328,9 Millionen Euro des Vorjahres, aber mehr als die zehn von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Experten erwartet hatten. Der Umsatz fiel von 344,9 auf 255,8 Millionen Euro (Prognose 226,8). Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich von 34,7 auf 12,4 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente Demag Cranes 6,2 Millionen Euro nach 17,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum./stb/ne/tw

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