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Einsam auf dem Thron? Wie es für Queen und Monarchie weitergeht

ARCHIV - Die britische Königin Elizabeth II. trauert um Prinz Philip. Ihren Geburtstag am 21. April will die Queen nicht feiern. Foto: Chris Jackson/PA Wire/dpa Keystone/PA Wire/Chris Jackson sda-ats

(Keystone-SDA) Es hätte ein besonders Jubiläumsjahr für Königin Elizabeth II. und Prinz Philip werden sollen. Doch knapp zwei Wochen vor dem 95. Geburtstag der Queen am 21. April und rund zwei Monate vor Philips 100. Geburtstag ist der Prinzgemahl gestorben.

Ausdrücklich 14 Tage Trauerzeit ordnete Elizabeth an. Ihr Geburtstag – wohl der traurigste ihres Lebens – ist damit abgesagt.

Von der Krönungszeremonie im Jahr 1953 bis zu seinem Rückzug in den Ruhestand 2017 – Philip war immer an ihrer Seite und immer bereit, hinter ihr zurückzustehen. Doch hinter den Kulissen dürfte er eine weitaus bedeutendere Rolle gespielt haben. Wie gross sein Einfluss war, wird wohl nie ganz ans Licht kommen. Bei den persönlichen Gesprächen des Paares führte niemand Protokoll.

Doch es fällt nicht schwer zu glauben, dass er, wie ein früherer Privatsekretär der Königin einmal sagte, der einzige Mensch der Welt war, der Elizabeth «einfach als anderen Menschen» behandelte. «Er war ganz einfach meine Stärke und meine Stütze in all diesen Jahren. Und ich und seine ganze Familie sowie dieses Land und viele andere Länder sind ihm mehr schuldig, als er je zugeben wird und wir je ahnen werden», sagte die Queen über Philip zur Goldenen Hochzeit des Paares 1997. Nun wird sie ohne die Reflexionsfläche auskommen müssen, die er ihr bot.

Dass die Queen das Zepter nun abgibt, ist nicht zu erwarten. Ihr Pflichtgefühl, das machte sie bereits als sehr junge Frau deutlich, steht über allem. «Mein ganzes Leben, sollte es kurz oder lang werden», versprach die damalige Thronfolgerin an ihrem 21. Geburtstag im Jahr 1947, wolle sie ihren Untertanen widmen. Sie wird also wohl weiterhin eine «stiff upper lip» bewahren, wie man in Grossbritannien sagt, eine «steife Oberlippe» – das bedeutet so viel wie «die Fassung bewahren».

Vieles spricht dafür, dass Prinz Charles zumindest zeremoniell die Lücke füllen wird, die Philip hinterlassen hat. Er vertrat seinen Vater bereits in den vergangenen Jahren bei wichtigen Anlässen wie der Eröffnung des Parlaments oder Reisen ins Ausland. Der letzte Staatsbesuch der Queen liegt bereits sechs Jahre zurück. Er führte sie, gemeinsam mit Philip, nach Deutschland. Seitdem reisen Charles und seine Frau Camilla (73) für die Krone um die Welt, gelegentlich auch Prinz William (38) und seine Frau Herzogin Kate (39).

Und auch in Familienangelegenheiten wird künftig Charles mehr Verantwortung tragen. Er war es, der am Tag nach dem Tod seines Vaters vor die Presse trat, um eine Mitteilung im Namen der Familie zu überbringen. Er fand gefühlvolle, ja zärtliche Worte: «Mein lieber Papa war ein ganz besonderer Mensch, der staunen würde über die Reaktion und die bewegenden Dinge, die über ihn gesagt wurden», so Charles. Die Familie sei dafür «zutiefst dankbar» und es werde sie «durch diesen besonderen Verlust und diese besonders traurige Zeit tragen.»

Doch wird es Charles auch gelingen, die grossen Herausforderungen mit ähnlich viel Fingerspitzengefühl zu meistern? Der Streit mit Prinz Harry (36) und dessen Frau Herzogin Meghan (39) hatte das Königshaus in den vergangenen Wochen in seinen Grundfesten erschüttert. Im Mittelpunkt stehen Vorwürfe über mangelnde Rücksichtnahme auf das Paar und sogar rassistische Äusserungen innerhalb der Familie. Meghan hat teilweise afroamerikanische Wurzeln.

Für Sprengstoff sorgte vor allem, dass die beiden dies alles bei einem aufsehenerregenden Interview mit der US-Talkshowlegende Oprah Winfrey in der Öffentlichkeit ausbreiteten. Besonders über seinen Vater Charles beklagte sich Harry – von Verletzungen war die Rede und von unbeantworteten Telefonanrufen.

Der Rassismusvorwurf ging den Royals nahe – Harrys Bruder William liess sich zu einem emotionalen Kommentar hinreissen. «Überhaupt gar nicht» rassistisch sei seine Familie rief er einem Journalisten entgegen, der ihn auf die Haltung der Royals ansprach.

Ein weiteres Minenfeld stellt die Verwicklung des zweitältesten Sohns der Queen, Prinz Andrew (61), in den Skandal um den gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein dar. Dieser soll jahrelang einen Missbrauchsring mit minderjährigen Opfern betrieben haben.

Ein Epstein-Opfer behauptet, sie sei als 17-Jährige mehrmals zum Sex mit dem Herzog von York gedrängt worden. Andrew bestreitet das. Doch in einem als Befreiungsschlag gedachten BBC-Interview machte er keine gute Figur. Er hat sich seitdem von seinen offiziellen Aufgaben zurückgezogen. Ein Strafverfahren in den USA gegen die ehemalige Partnerin und mutmassliche Helferin Epsteins, Ghislaine Maxwell, mit der Andrew eng befreundet war, könnte ihn jedoch wieder in Bedrängnis bringen.

Einen letzten Dienst könnte Prinz Philip seiner Familie noch erweisen, indem seine Beerdigung am kommenden Samstag (17. April) eine Gelegenheit zur Aussöhnung zwischen Harry und dem Rest der Familie wird. Danach muss sich zeigen, ob es der Queen gelingt, die Familie auch ohne ihren manchmal launischen aber stets treuen Begleiter Philip zusammenzuhalten – und inwieweit Charles auch als einende Vaterfigur in die Fussstapfen Philips treten kann.

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