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EZB-Präsident mahnt Euroländer zu Etatsanierung

BERLIN (awp international) – Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean- Claude Trichet, hat an die Euro-Länder appelliert, in den kommenden zwei Jahren ihre Staatshaushalte zu sanieren. In einem Gastbeitrag für “Bild am Sonntag” betonte Trichet: “Eine grosse Herausforderung ist die Bewältigung der Folgen der Krise für Arbeitsmarkt und Staatsfinanzen. Im Euroraum sollten die Haushaltsdefizite spätestens 2011, in einigen Ländern schon 2010, zurückgeführt werden, um das Vertrauen in die Staatsfinanzen zu wahren.”
Die Finanzprobleme des Euro-Mitgliedstaates Griechenland sollen nach einem “Spiegel”-Bericht innerhalb der Europäischen Union gelöst werden ­ ohne Hilfe des Internationalen Währungsfonds. Diese Haltung zeichne sich bei immer mehr Politikern und Notenbankern ab. “Wir brauchen den IWF nicht”, sagte Bundesbankpräsident Axel Weber. Er zieht damit an einem Strang mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ein Einschreiten des IWF politisch für ein falsches Signal hält. Die EU sei stark genug, um mit dem Problem allein fertig zu werden. Gegen ein Einschreiten des IWF spricht nach Ansicht von Notenbankern auch, dass im Falle Griechenlands nicht das Vertrauen in die Währung gestört ist. Die Akteure an den Finanzmärkten hätten vielmehr Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Schuldners, des griechischen Staates.
BANKEN SOLLEN AUSREICHEND MIT GELD VERSORGEN
EZB-Präsident Trichet sieht sein Institut weiterhin als Anker der Stabilität und des Vertrauens: “Die Europäische Zentralbank, die entschlossen auf die Krise reagiert hat, wird weiterhin Preisstabilität gewährleisten, was ihr vorrangiger Auftrag ist. Die Europäische Zentralbank wird gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken wie in den vergangenen elf Jahren ein verlässlicher Anker der Stabilität und des Vertrauens bleiben.”
Der EZB-Chef appellierte an die Banken, die Wirtschaft mit ausreichend Geld zu versorgen. “Die Banken müssen ihrer zentralen Rolle in der Kreditversorgung der Wirtschaft gerecht werden. In Europa und weltweit sind die Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen, um das Finanzsystem widerstandsfähiger zu machen.”/gp/gö/DP/he

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