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GM akzeptiert Mitarbeiterbeteiligung an Opel

FRANKFURT (awp international) – Die Verhandlungen zur Sanierung des Autobauers Opel kommen voran: Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) hat die Forderung der Arbeitnehmer akzeptiert, die Mitarbeiter am neuen Unternehmen zu beteiligen. «GM ist inzwischen bereit, den Beschäftigten Anteile an Opel zu überlassen», sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz der Tageszeitung «Die Welt». Allerdings herrsche noch Uneinigkeit über die Höhe der Beteiligung.
Opel-Europachef Nick Reilly stellte gleichzeitig neue Details zum Opel-Konzept vor. Demnach will der angeschlagene Autobauer mit einer Modell- und Umweltoffensive Anteile auf dem umkämpften europäischen Automarkt zurückerobern.
MILLIARDEN FÜR DEN UMBAU
Die Restrukturierung der Europa-Tochter kostet nach GM-Angaben rund 3,3 Milliarden Euro. Die Belegschaft soll sich über einen Lohnverzicht von jährlich 265 Millionen Euro an der Sanierung beteiligen. Im Gegenzug fordert der Betriebsrat unter anderem Unternehmensanteile und eine Gewinnbeteiligung. «Ohne beides gibt es keine Zustimmung für den Geschäftsplan», betonte Franz.
Der Forderungskatalog der Arbeitnehmer umfasst zudem mehr Mitbestimmungsrechte für die Beschäftigten und eine grössere Eigenständigkeit von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall im Konzern. Die Adam Opel GmbH müsse in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. «Beiträge von Beschäftigten kann es nur geben, wenn diese Bedingungen erfüllt sind», sagte Franz.
MEHR EIGENSTÄNDIGKEIT
Reilly hatte schon Anfang Dezember Entgegenkommen signalisiert. Dem Fachmagazin «auto motor und sport» (Donnerstag) sagte er nun, Opel werde in der Produktentwicklung viel mehr Eigenständigkeit als bisher bekommen: «Autos, die einen Opel-Blitz auf der Haube tragen, werden entweder komplett hier in Rüsselsheim entwickelt oder ­ falls die Basis-Architektur aus anderen Entwicklungszentren stammt ­ zumindest unter grösstmöglicher und kontinuierlicher Beteiligung von Opel-Ingenieuren.»
Arbeitnehmervertreter und Autoexperten hatten GM vorgeworfen, die Produktstrategie über Jahre aus dem fernen Detroit ohne Kenntnis der europäischen Kundeninteressen bestimmt zu haben. Damit hätten sie den rückläufigen Absatz verschuldet.
NEUE MODELLE FÜR MEHR ABSATZ
Mit neuen Modellen und Antrieben will GM den Absatz ankurbeln. «Innerhalb der kommenden zwei, drei Jahre werden wir rund 80 Prozent unserer tragenden Modelle ­ Corsa, Astra, Insignia, Meriva und Zafira ­ rundum erneuern», betonte Reilly. Zudem werde Opel binnen drei Jahren reine Elektroautos verkaufen und in den kommenden fünf Jahren Hybrid-Motoren ins Programm nehmen.
Derzeit habe Opel einen Marktanteil von 6,5 Prozent in Europa. «Wir sind zuversichtlich, dass wir unseren Marktanteil nicht nur halten, sondern sogar ausbauen können», sagte Reilly. In Deutschland wolle Opel seinen Marktanteil von derzeit 9 auf mittelfristig 10 Prozent und mehr steigern.
LÄNGERE REICHWEITE
Der Ampera werde als erstes Elektroauto mit verlängerter Reichweite wie geplant Ende 2011 auf den Markt kommen. «Anfangs rechnen wir mit zehn- bis fünfzehntausend Fahrzeugen im Jahr», sagte Reilly dem Magazin. Auch der erste Opel mit Elektromotor werde ein eigenständiges Auto sein. Danach sollten Elektromotoren auch in existierende Karosserien eingebaut werden.
Gleichzeitig kündigte Reilly einen neuen Kleinstwagen und einen Sportgeländewagen (SUV) an. Ein Flaggschiff oberhalb des Insignia sei nicht geplant: «Wir müssen erst einmal unsere Restrukturierung erfolgreich realisieren, daneben unser Image auf Vordermann bringen und ordentliche Gewinne schreiben. Das nehmen wir uns für das Jahr 2012 vor», sagte er.
MILLIARDENVERLUSTE
Nach früheren Angaben erwartet GM für 2009 und 2010 in Europa einen operativen Gesamtverlust von mehr als sechs Milliarden Dollar. Für 2012 rechnet der Mutterkonzern aber wieder mit einem Vorsteuergewinn der europäischen Tochter von rund einer Milliarde Dollar (rund 661 Millionen Euro)./hs/DP/stw

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