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Infineon nimmt Zukäufe in den Blick

FRANKFURT (awp international) – Der lange verlustreiche Halbleiter-Spezialist Infineon will im kommenden Jahr wieder eigene Zukäufe in den Blick nehmen. «Wir werden uns dazu in Ruhe Gedanken machen», sagte Vorstandschef Peter Bauer am Mittwochabend in Frankfurt. Entscheidend sei für ihn, dass sich sein Unternehmen mit einem Zukauf einen neuen Markt schnell erschliessen könne. Andernfalls wolle er sich eher auf organisches Wachstum konzentrieren. 550 Millionen Euro stehen im laufenden Geschäftsjahr für Investitionen zur Verfügung, ein Grossteil soll in Forschung und Entwicklung fliessen.
Geld hat das Unternehmen, das bis zur Kapitalerhöhung Mitte 2009 noch selbst mit dem Rücken zur Wand stand, inzwischen genug. Wenn Intel Anfang 2011 die 1,1 Milliarden Euro für den Kauf der Handychipsparte der Bayern überweist, dürfte Infineon gut 2,5 Milliarden Euro auf dem Konto haben. «1,5 Milliarden Euro wollen wir dauerhaft als operatives Cash auf der Bilanz lassen», sagte der Firmenchef. Dies sei auch eine Risikovorsorge im Falle eines erneuten Abschwungs. Die verbleibende Milliarde stehe für strategische Investitionen wie Zukäufe bereit.
Die Gefahr, dass Infineon selbst durch seinen hohen Bargeld-Bestand ein Übernahmeziel werden könnte, beurteilt Bauer nach eigenem Bekunden als gering. Dabei könnte ein Investor einen grossen Teil des Kaufpreises mit den Barmitteln von Infineon bezahlen. An der Börse ist das Unternehmen derzeit rund 7,1 Milliarden Euro wert. Die «Halbleiterei» sei aber ein riskantes Geschäft, in das sich viele Investoren nicht hineinwagten, sagte Bauer. Deshalb sieht er sich auch nicht unter besonderem Druck, dass vorhandene Geld schnell zu investieren. Die Aktionäre sollen schon jetzt profitieren. Sie bekommen erstmals seit Jahren wieder eine Dividende. Zudem kauft Infineon eigene Aktien zurück.
Die Irland-Krise hat bislang laut Bauer keine Auswirkungen auf das Geschäft. «Die Nachfrage nach unseren Produkten ist weiter gut», sagte der Vorstandschef. Sein Unternehmen ist stark von wirtschaftlichen Zyklen abhängig. In der Wirtschaftskrise waren die Aufträge für Infineon stark eingebrochen.
Bauer gab sich überzeugt, das Unternehmen in den vergangenen Jahren langfristig stabiler aufgestellt zu haben. Um die grosse Abhängigkeit von Zyklen zu senken, verkaufte er etwa die zuletzt äusserst profitable Handychipsparte. Dieses Geschäft sei hochriskant, da es von wenigen Herstellern wie etwa Apple abhängig war. «Wir sind da elegant herausgekommen», sagte Bauer.
Der Manager will sich nun auf Auto-, Industrie- und Sicherheitschips konzentrieren. Grosse Wachstumschancen sieht er bei elektronischen Autos und bei der Entwicklung intelligenter Stromnetze im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Energien.
Der Verkauf der Handychipsparte hat für den Konzern einen weiteren positiven Aspekt, wie Bauer erläuterte. Infineon sei künftig weniger von Kursschwankungen beim Dollar betroffen und müsse sich dagegen weniger absichern./enl/stw/tw

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