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Munich Re erwartet 2010 mehr Gewinn – Zinsen trüben die Aussichten (Zus)

MÜNCHEN (awp international) – Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re rechnet nach überraschend hohen Kapitalerträgen im laufenden Jahr mit mehr Gewinn als bislang. «Die Chancen stehen gut, dass wir ein Konzernergebnis von etwa 2,4 Milliarden Euro erreichen», sagte Finanzvorstand Jörg Schneider bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag in München. Bislang hatte die Munich Re lediglich mehr als zwei Milliarden in Aussicht gestellt. Wegen des weiterhin niedrigen Zinsniveaus dämpfte Schneider jedoch die Erwartungen für das kommende Jahr: 2011 sei lediglich mit mindestens zwei Milliarden Euro zu rechnen.
Die Aktie des Unternehmens stürzte bis zum Mittag ans Ende des Leitindex Dax . Ein Börsianer erklärte die Kursentwicklung mit Gewinnmitnahmen. In den vergangenen sechs Wochen habe die Aktie etwa 15 Prozent hinzugewonnen, so dass die Zahlen eine gute Gelegenheit für die Anteilseigner seien, jetzt Kasse zu machen. Zuletzt notierte das Papier mit 1,26 Prozent im Minus bei 113,80 Euro.
ALTES GEWINNZIEL SCHON FAST ERREICHT
Im dritten Quartal erzielte die Munich Re mit Kapitalanlagen einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro und damit überraschend fast so viel wie ein Jahr zuvor. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen daher 764 Millionen Euro, fast 19 Prozent mehr als im Vorjahresquartal und deutlich mehr als von Experten erwartet. Der Konkurrent Swiss Re hatte bereits vergangene Woche einen deutlichen Gewinnsprung vermeldet ? die Hannover Rück legt an diesem Mittwoch ihre Zahlen vor.
Die Munich Re erreichte ihr altes Gewinnziel von gut zwei Milliarden Euro bereits nach neun Monaten. Von Januar bis Ende September verdiente die Munich Re bereits knapp zwei Milliarden Euro. Nach zwölf Monaten sollen es nun 2,4 Milliarden Euro sein, mit einem Spielraum von 100 Millionen nach unten und oben. Für 2011 gab sich Finanzchef Schneider vorsichtig. Wegen des niedrigen Zinsniveaus dürfte die Kapitalanlage-Rendite, die 2010 rund 4,5 Prozent erreichen soll, im kommenden Jahr unter 4 Prozent bleiben. Daher sei lediglich ein Überschuss zwischen 2 und 2,4 Milliarden Euro zu erwarten.
Von der Wirbelsturmsaison blieb die Munich Re wie auch andere Versicherer im dritten Quartal verschont. Dabei standen die Zeichen eigentlich ungünstig. «Die Hurrikan-Saison war eine der vier stärksten, die wir beobachtet haben», sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. Allerdings habe keiner der zehn Wirbelstürme grössere Schäden angerichtet. Im ersten Halbjahr hatte die Munich Re vor allem für das Erdbeben in Chile und den Untergang der Bohrinsel «Deepwater Horizon» tief in die Tasche greifen müssen.
NEUSEELAND UND ASBEST BELASTEN
Im dritten Quartal drückte das Erdbeben in Neuseeland mit 230 Millionen Euro auf das Ergebnis. Zudem hat der Konzern 350 Millionen US-Dollar (251 Mio Euro) für Asbestschäden des amerikanischen Versicherers Travelers aus dem Jahr 2002 zurückgestellt, die er laut einem Gerichtsurteil tragen muss. Die Münchener wollen gegen das Urteil in Berufung gehen.
Der operative Gewinn schrumpfte im dritten Quartal um fünf Prozent auf gut 1,1 Milliarden Euro. Dabei reichten die Beitragseinnahmen problemlos aus, um den Aufwand für Schäden und Verwaltung zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung im Vergleich zum Sommerquartal 2009 von 93,1 auf 93,8 Prozent, blieb allerdings deutlich unter der kritischen 100-Prozent-Marke. In der Erstversicherung, die in der Tochter Ergo (mit den Marken Ergo, D.A.S., DKV) gebündelt ist, kletterte die Quote von 93,3 auf 93,6 Prozent.
AUCH ERGO WÄCHST
Unterdessen weitete die Munich Re ihr Geschäft weiter aus. Die gebuchten Bruttobeiträge auch wegen Währungseffekten kletterten um fast elf Prozent auf 11,5 Milliarden Euro. Die verdienten Nettoprämien wuchsen um neun Prozent auf 10,9 Milliarden Euro. Dabei legten sowohl die Rück- als auch die Erstversicherung kräftig zu. Ergo hat ihre Traditionsmarken Hamburg-Mannheimer und Victoria in diesem Jahr durch den Konzernnamen Ergo ersetzt und bewirbt diesen seither intensiv. Daher sei das Beitragswachstum besonders erfreulich, sagte Ergo-Chef Torsten Oletzky.
Übernahmen hat die Munich Re vor allem für das Auslandsgeschäft von Ergo im Blick. Es gebe aber keine konkreten Pläne, sagte Finanzvorstand Schneider. Derweil gibt der Konzern weiter Kapital an die Anteilseigner zurück. Von Mai bis Oktober hat die Munich Re Anteilsscheine im Wert von 475 Millionen Euro zurückerworben. Bis zur Hauptversammlung im April 2011 soll die Zahl auf eine Milliarde Euro steigen./stw/zb
— Von Steffen Weyer, dpa-AFX —

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