Geharnischte Post für FDP-Chefin Petra Gössi
Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) protestiert mit einem Brief bei Petra Gössi, Präsidentin der Freisinnig-Demokratischen Partei, wegen ihrer Kritik an Rentnern im Ausland. Die ASO erwarte eine Entschuldigung von Gössi, sagt -ASO-Direktorin Ariane Rustichelli.
Der Anlass für den Unmut bei den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern: FDP-Parteipräsidentin Petra Gössi hatte in einem Artikel des Boulevardblatts Blick am 21. Juni erklärt: «Rentenausbau hilft den falschen Personen, nämlich den Rentnern im Ausland, die keine Wertschöpfung in der Schweiz generieren. Ihnen vergolden wir den Ruhestand auf Kosten der nächsten Generationen.»
Diese Aussage hatte sie im Zusammenhang mit der Rentenreform gemacht, über die am 24. September 2017 abgestimmt wird. Diese sieht vor, dass alle Neurentner als Ausgleich für verschiedene Rentenkürzungen 70 Franken pro Monat zusätzlich auf erhalten sollen.
Mit ihrer Aussage stiess Gössi in ein Wespennest und sorgte für massive Kritik bei der Auslandschweizer-Community. Am 11. Juni nun hat die Auslandschweizer-Organisation einen Protestbrief an Gössi geschrieben. «Die Auslandschweizer fühlten sich verletzt und als Bürger zweiter Klasse behandelt», sagt ASO-Direktorin Ariane Rustichelli gegenüber swissinfo.ch.
«Inakzeptabel»
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«Deswegen haben wir in einem Brief die Wichtigkeit der Auslandschweizer betont, dass im Bundesgesetz die Niederlassungsfreiheit festgeschrieben ist, und natürlich auch, dass man nicht solche Dinge behaupten kann, denn daraus wird ziemlich klar, dass Gössi das Dossier nicht kennt. Es ist eine Situation, die für uns und alle Auslandschweizer inakzeptabel ist», so Rustichelli weiter.
«Ich verstehe den Unmut aufgrund der etwas ungeschickten und unsensiblen Kommunikation und halte als Parteipräsidentin den Kopf hin dafür. Das gehört zum Job», hatte FDP-Präsidentin Petra Gössi am 27. Juni in einem Interview mit swissinfo.ch erklärt.
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Laut SRFExterner Link hat sie den Protestbrief am Dienstagabend erhalten. «Es tut mir sehr leid, falls der Eindruck entstanden sein sollte, ich sei der Meinung, Rentner dürften nicht ins Ausland ziehen», sagte sie gegenüber SRF. Es sei nie darum gegangen, dass eine Rente gekürzt werden sollte. «Für solche Eindrücke entschuldige ich mich in aller Form.»
Entschuldigung erwartet
Die ASO erwartet nun, dass Gössi auf den Brief reagiert, «dass sie ihre Aussage überdenkt und sich entschuldigt», wie Rustichelli sagt. «Und noch besser wäre, dass man in Zukunft nicht solche Aussagen macht, ohne an die Auslandschweizer zu denken. Denn wenn man über Migration in der Schweiz spricht, spricht man fast nur über die Leute, die in die Schweiz kommen, und vergisst fast immer, dass knapp zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung im Ausland leben.»
Schliesslich gibt Rustichelli zu bedenken, dass die Schweiz durch die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer auch einen Mehrwert gewinne, sei es im wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Bereich. Es reiche eben nicht, dass der Bundesrat (Landesregierung) einmal im Jahr erkläre, wie wichtig die Auslandgemeinde für die Schweiz sei. «Dieser Gedanke muss das ganze Jahr Früchte tragen.»
Laut SRF will Gössi den Brief auf jeden Fall beantworten.
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