
PRESSE/Belgien will Dexia Bank verstaatlichen (AF)
BRÜSSEL (awp international) – Die Zerschlagung des belgisch-französischen Finanzkonzerns Dexia rückt Medienberichten zufolge näher. Belgien wolle den belgischen Teil der Bank verstaatlichen, berichteten die Zeitung «De Tijd» auf ihrer Internetseite und die Nachrichtenagentur Belga am Donnerstag aus der Regierungssitzung in Brüssel. Der von Grossaktionären favorisierte Alternativvorschlag, das Dexia Banque Belgique über einen Aktiensplit separat an die Börse zu bringen, habe keine Zustimmung gefunden. Ein solcher Schritt würde kein frisches Geld ins Unternehmen bringen.
Die belgisch-französische Bank mit rund 35.000 Beschäftigten steht vor der Zerschlagung. Die problematischen Altlasten des Geldhauses sollen in eine sogenannte Bad Bank überführt werden, die mit Staatsgarantien aus Frankreich und Belgien abgesichert wird. Solche Zweckgesellschaften können risikobehaftete Vermögenswerte und Wertpapiere übernehmen, die stark an Wert verloren haben und nicht mehr handelbar sind. Das französische Kommunalfinanzierungsgeschäft soll nach Angaben von Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister François Baroin von der Staatsbank CDC und der Postbank übernommen werden.
Für den luxemburgischen Teil von Dexia gibt es bereits einen Interessenten. Das sagte Luxemburgs Finanzminister Luc Frieden in Luxemburg, ohne den Namen des «internationalen Investors» zu nennen. Die Gespräche mit Dexia hätten ein «fortgeschrittenes Stadium» erreicht. Luxemburg werde aber Minderheitsaktionär bleiben. Dabei geht es um die Dexia Banque Internationale in Luxemburg (BIL).
Als Hauptgrund für die Schieflage der Dexia-Gruppe gelten Liquiditätsprobleme. Weil die Bank problematische Wertpapiere für 95 Milliarden Euro hält, gilt sie an den wegen der Schuldenkrise misstrauischen Märkten als Risikofaktor und hat grosse Schwierigkeiten, sich frisches Kapital zu besorgen. Die Dexia-Aktie verlor in Brüssel bis zum Mittag 8,5 Prozent ihres Werts./enl/cb/stb