Ungarisch-schweizerische Schriftstellerin Agota Kristof gestorben
(Keystone-SDA) Die vielfach ausgezeichnete ungarisch-schweizerische Schriftstellerin Agota Kristof ist in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 75 Jahren in Neuenburg gestorben. Dies berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI.
Am frühen Abend bestätigte die Stadt Neuenburg den Tod der Autorin. Kristof, die ihre sämtlichen Werke auf Französisch geschrieben hat, ist unter anderem berühmt für ihren Antikriegsroman «Le grand cahier» («Das grosse Heft», 1987).
Ihre Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 2001 erhielt sie den deutschen Gottfried-Keller-Preis, darüber hinaus weitere Auszeichnungen aus der Schweiz, Österreich, Italien sowie erst in diesem Jahr den ungarischen Kossuth-Preis.
Die Schweiz habe eine ihrer grossen Schriftstellerinnen verloren, sagte Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamts für Kultur (BAK), gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Gemessen an der Qualität ihrer Arbeit sei ihr Werk zu wenig bekannt.
Die Bücher der verstorbenen Autorin seien «dunkel, schwierig und keineswegs von Lebensfreude geprägt», erklärte Jauslin das Missverhältnis zwischen Kristofs Bedeutung und ihrer Bekanntheit. «Ihre Werke berühren einen tief.» Als Person bleibe ihm Kristof als liebenswert und zurückhaltend in Erinnerung.
«Es war ein Glück, ihre Werke zu publizieren», erklärte Marlyse Pietri, die Gründerin des Verlags Zoé in Genf. Kristof sei eine der grossen Autorinnen des Kontinents. «Dass sie eine Schweizer Schriftstellerin war, hat man zu wenig beachtet», sagte Pietri.
Durchbruch in den 1980er-Jahren
Kristof war kurz nach dem antisowjetischen Ungarn-Aufstand von 1956 mit Ehemann und Kind in die Schweiz geflohen. Geboren wurde sie am 30. Oktober 1935 im westungarischen Csikvánd. In der Schweiz begann sie ab 1978 zu schreiben, zunächst Hörspiele.
Den grossen europäischen Durchbruch schaffte sie in den 1980er-Jahren mit dem Roman «Das grosse Heft», der in 20 Sprachen übersetzt wurde. Zusammen mit den Nachfolgeromanen «Der Beweis» und «Die dritte Lüge» bildet dieses Buch eine Trilogie.
«So kalt ums Herz, so heiss ums Herz ist es mir beim Bücherlesen schon lang nicht mehr geworden», hiess es in der «Süddeutschen Zeitung» über «Die dritte Lüge». Auf Deutsch erschienen zuletzt Kristofs Kurzprosa-Stücke unter dem Titel «Irgendwo. Nouvelles».