AKTIEN FRANKFURT: Klares Plus dank starkem Aufwärtstrend und neuer Euro-Hoffnung
FRANKFURT (awp international) – Die wichtigsten deutschen Aktienindizes sind am Mittwoch nach schwachem Start deutlich ins Plus geklettert. Händler verwiesen vor allem auf die sehr starke Marktverfassung, in der leichte Rückschläge schnell zu Aktienkäufen genutzt würden. Zudem gebe es neue Euro-Hoffnung. Der Dax stand am Mittag 1,48 Prozent höher bei 5.951,52 Punkten und der MDax mittelgrosser Werte legte 1,71 Prozent zu auf 8.873,17 Punkte. Der TecDax gewann 1,02 Prozent auf 678,76 Punkte. Der Leitindex Dax steuert auf seinen sechsten Gewinntag in Folge zu und gewann seit dem Tief am vergangenen Dienstag mehr als 16 Prozent.
Der deutsche Markt hat seinen intakten Aufwärtstrend am Vormittag wieder aufgenommen, obwohl es keine entscheidende Wende in der Nachrichtenlage gibt. Börsianer sprachen daher vor allem von technischen Faktoren, die den Markt antreiben. Die Basis für die erneute Stimmungsaufhellung biete indes die Hoffnung auf eine Lageverbesserung in der Eurozone, nachdem sich der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, optimistisch geäussert hat. Er erwartet keinen Zahlungsausfall Griechenlands. Analyst Christoph Schmidt vom Asset Manager N.M.F. AG sagte: «Nach den Verkäufen zur Eröffnung decken sich die Investoren wieder mit Aktien ein. Der starke Euro und die steigenden Rohstoffpreise bieten zusammen mit einem schwächeren Anleihenmarkt eine gute Grundlage für Aktienkäufe.» Insgesamt sei die Börse aktuell sehr stark von der Technik geprägt.
K+S UND AUTOWERTE MIT AN DER DAX-SPITZE
K+S legten nach Branchengerüchten als zweitbester Dax-Wert 4,77 Prozent zu. Ein Börsianer verwies auf Spekulationen, wonach der Fonds Temasek aus Singapur ein Interesse an dem kanadischen Düngemittelgiganten Potash hat. Temasek war bereits im vergangenen Jahr mehrmals im Zusammenhang mit Potash ins Gespräch gekommen. Damals hatte sich Medienberichten zufolge im Kampf um eine Potash-Übernahme ein kanadischer Pensionsfonds um die Unterstützung des Staatsfonds bemüht. Auch der staatliche chinesische Ölkonzern Sinochem soll 2010 unter anderem bei Temasek nach finanzieller Unterstützung für ein Angebot gesucht haben. Ein weiterer Marktteilnehmer begründete die Kursgewinne bei K+S indes damit, dass sich Chemiewerte am Mittwoch europaweit überdurchschnittlich schlugen.
Auch die Autowerte knüpften an ihre jüngste Erholungsbewegung an und legten im Dax deutlich zu. Einige Börsianer halten die Branche nach dem jüngsten Rückschlag und angesichts der weiter guten Perspektiven für relativ günstig bewertet. Daimler kletterten um 4,69 Prozent nach oben und BMW legten mehr als zwei Prozent zu. Die Vorzüge von VW schüttelten einen negativen Impuls durch eine Abstufung der UBS von «Buy» auf «Neutral» ab und gewannen 1,57 Prozent.
BANKEN- UND STAHLTITEL AUCH IM BLICK
Mit der weiter im Vordergrund stehenden Eurozonen-Krise und dem entsprechend anhaltenden Druck auf den Sektor bleiben Bankentitel wie Deutsche Bank mit plus 2,12 Prozent und Commerzbank mit einem Aufschlag von 0,89 Prozent im Fokus. Das Nein der Slowakei zur Ausweitung des Euro-Rettungsschirms und der Abstufung spanischer Banken durch Standard & Poor’s belastet aus Sicht der Börsianer die Finanzwerte. Die einflussreiche Ratingagentur hatte am Vorabend die Kreditwürdigkeit von 10 Banken in Spanien abgestuft und mit weiteren vier Abstufungen gedroht. Zudem ist die geplante Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF ist im slowakischen Parlament vorerst gestoppt worden. Allerdings dürfte die Regierung vermutlich am Donnerstag nochmals abstimmen, sagte ein Händler. EU-Kommissions-Präsident Jose Manuel Barroso dürfte indes einen Vorschlag zur Rekapitalisierung der Banken vorlegen und damit womöglich die Bankaktien nochmal beeinflussen.
Stahltitel wie ThyssenKrupp und Salzgitter drehten nach anfänglichen Abschlägen wegen einem Bericht der «Financial Times Deutschland» ebenfalls mit 3,00 und 2,58 Prozent ins Plus. Der Zeitung zufolge bekommen Europas Stahlhersteller die Folgen der unsicheren Finanzmarktlage zu spüren und müssen sich bereits auf eine maue Preisrunde einstellen. «Steigende Preise sind fürs Erste nicht zu erwarten», sagte Voestalpine-Chef Wolfgang Eder im Interview mit der Zeitung. Anders als in früheren Jahren habe sich die Nachfrage im September nicht belebt. Ein Börsianer hält die Aussagen zwar für nicht wirklich überraschend, dennoch hätten sie nach dem jüngsten Anstieg erst einmal für Gewinnmitnahmen gesorgt. Der Weltstahlverband rechnet indes mit einem langsameren Wachstum der Branche wegen der Schuldenkrise in Europa und der schwächelnden US-Wirtschaft. «Wir sind vorsichtig optimistisch», sagte aber Daniel Novegil vom Weltstahlverband./fat/rum
—Von Frederik Altmann, dpa-AFX—