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PRESSE/Ferrostaal-Affäre bremst weiter Zukunft von MAN

DÜSSELDORF (awp international) – MAN muss laut einem Zeitungsbericht weiter auf eine Einigung bei seiner früheren Tochter Ferrostaal warten. Der Münchener Staatsanwaltschaft scheine der Streit zwischen dem Nutzfahrzeug- und Motorenhersteller und dem neuen Haupteigner aus Abu Dhabi zu lange zu dauern. Nun wolle die Behörde Anklage gegen zwei Ex-Ferrostaal-Manager erheben, berichtet das “Handelsblatt” (HB/Montagausgabe) und beruft sich auf Justizkreise.
Im Raum stand das Angebot der Staatsanwaltschaft, die Korruptionsaffäre gegen Zahlung eines Bussgelds von 196 Millionen Euro zu den Akten zu legen. Das Geld konnte Ferrostaal dem Bericht zufolge aber nicht aufbringen. Im Zuge des Strafverfahrens gegen die beiden Manager werde nun auch über das Bussgeld gegen das Unternehmen entschieden. Das Verfahren könnte sich über Jahre hinziehen, berichtet das Blatt weiter.
Damit verzögert sich auch das geplante engere Zusammenrücken mit der VW-Tochter Scania . MAN-Grossaktionär Volkswagen (VW) strebt eine engere Kooperation der beiden Lastwagenbauer an, die sogar in einen Zusammenschluss münden könnte. Ein solcher Schritt ist aber erst denkbar, wenn die juristischen Stolpersteine bei Ferrostaal aus dem Weg geräumt sind. Die neuerliche Verzögerung könnte die MAN-Aktien am Montag belasten, meinten Händler vor Börseneröffnung. Zum Handelsbeginn starteten die Papiere des Lkw-Herstellers mit -0,64 Prozent bei 89,38 Euro in einem insgesamt schwächeren Markt.
Der neue Ferrostaal-Mehrheitseigner, der Staatsfonds IPIC, streitet seit Monaten mit MAN, wie mit dem erst nach der Übernahme von 70 Prozent durch den Golf-Staat bekanntgewordenen Schmiergeldskandal umzugehen sei. Der Golf-Staat weigerte sich die übrigen 30 Prozent zu übernehmen und forderte sogar eine Rückabwicklung des Geschäfts.
MAN beteuerte stets an einer raschen Lösung interessiert zu sein. “Wir waren zu deutlichsten Zugeständnissen bereit”, sagte MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen auf der Bilanzpressekonferenz am 21. März. Nach Informationen der Zeitung war MAN bereit, IPIC eine halbe Milliarde Euro nachzuzahlen. Eine entsprechende Einigung habe im Februar auf dem Tisch gelegen, es kam aber nicht zur Unterschrift. MAN hatte seine Bilanzvorlage um drei Wochen verschoben, dem Vernehmen nach, weil das Unternehmen auf eine Einigung bei Ferrostaal hoffte.
Ferrostaal ist als Industriedienstleister in der ganzen Welt unterwegs. Bei den Bestechungsvorwürfen geht es dem Zeitungsbericht zufolge um den Verkauf von U-Booten an Griechenland und Portugal. Weitere Klagen seien in Vorbereitung. Der Streit zieht aber deutlich weitere Kreise. Schliesslich übernimmt Ferrostaal für viele Mittelständler die Auslandsvertretung. Diese Expertise wollte auch der Golfstaat für sich nutzen und grosse Industrieprojekte erschliessen./dct/stb/wiz

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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