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SCHWEINEGRIPPE/Frankreich bestellt Impfstoff ab – Auch Novartis betroffen (AF)

(Neu: Stellungnahme Novartis, 5. Abschnitt nach Lead)
Paris/Bern (awp/sda/afd) – In Frankreich hat die Regierung nach Kritik an dem massenhaften Einkauf von Impfstoff gegen die Schweinegrippe 50 Millionen Impfdosen abbestellt. Die Schweiz wird nicht zu einem solchen Schritt greifen.
Ziel Frankreichs sei es, mehr als die Hälfte der ursprünglich eingeplanten 712 Mio EUR für den Impfstoff einzusparen, sagte Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot am Montagabend dem Fernsehsender TF1.
Die Regierung ziehe damit die Konsequenzen aus neuen Empfehlungen der internationalen Gesundheitsbehörden, wonach eine einmalige Impfung zum Schutz vor dem Grippevirus A (H1N1) ausreiche.
Bachelot räumte aber am Dienstag ein, dass bisher nur mit einem Pharmakonzern eine Stornierung ohne Entschädigung vereinbart worden sei. Mit dem Pharmakonzern Sanofi-Pasteur habe sich die Regierung darauf verständigt, dass neun von insgesamt 28 Mio Dosen ohne Entschädigung abbestellt würden, sagte Bachelot im Sender RTL.
Von der Abbestellung sind auch der Schweizer Pharmakonzern Novartis und Glaxo-Smith-Kline aus Grossbritannien betroffen. Mit diesen Firmen liefen noch Verhandlungen, sagte Bachelot. «Wir werden sehr hart diskutieren.» Zwar gebe es in den Kaufverträgen keine Verzichtsklausel, die Lage habe sich aber «wesentlich verändert».
Novartis sei sich bewusst, dass es einen Überschuss an Impfstoffen gebe, nachdem nur eine Impfung nötig sei, sagte ein Novartis-Sprecher auf Anfrage. Die Ankündigung Frankreichs habe Novartis zur Kenntnis genommen. Die Wünsche der Regierungen würden fallweise geprüft, die vertraglichen Vereinbarungen erachte das Unternehmen aber als bindend.
Bei Novartis will Frankreich 7 Mio Dosen abbestellen, bei Glaxo-Smith-Kline 32 Mio. Frankreich hatte im Sommer insgesamt 94 Mio Impfdosen bestellt, um fast drei Viertel seiner Bevölkerung mit jeweils zwei Dosen zu impfen. Bisher haben sich aber nur fünf Millionen Franzosen impfen lassen.
Einen Teil des überzähligen Impfstoffs will Paris jetzt im Ausland verkaufen. 9,4 Mio Dosen spendet Frankreich zudem der Weltgesundheitsorganisation WHO für arme Länder.
Für die Schweiz stehe ein solcher Schritt nicht zur Diskussion, sagte Jean-Louis Zurcher, Sprecher des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Nachdem nur eine Impfung nötig sei, belaufe sich der Überschuss an Impfstoff in der Schweiz auf 4,5 Mio Dosen.
Diesen Impfstoff wolle die Schweiz der WHO spenden oder an interessierte Länder weiterverkaufen. Wie weit diese Verhandlungen sind, dazu wollte Zurcher keine Angaben machen.
Von 13 Mio gekauften Impfdosen verteilte der Bund bislang 3 Mio an die Kantone. Dort liegt noch ein beträchtlicher Teil in den Lagern. Der Bund will laut Zurcher weiterhin genügend Impfstoff behalten, damit 80% der Bevölkerung bei einer allfälligen zweiten Grippewelle geimpft werden könnte.
rt

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